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Artikel vom 28.10.2010

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Elsass - Kultur

Veranstaltungshinweis

Auf zum Oktoberfest in Leymen!

Am Sonntag, 31. Oktober 2010, ab 11.30 Uhr in der Mehrzweckhalle mit Choucroute à l’Alsacienne und Côtellettes vom Grill sowie mit rassiger Unterhaltung aus dem Dreiland

Von Jürg-Peter Lienhard



Die «Sundgau Kapallà» bietet am Oktoberfest in Leymen die Apero-Musik vor dem Choucroute à l'Alsacienne. Die 15 Musikanten und die Musikantin sind oft auch jenseits der Grenzen im Schwarzbubenland und im Kandenrtal auf Konzerttournee. Foto zVg


Das Elsass ist die einzige Nation unter den Nationen mit einer Tafelkultur, das mehr als eine Nationalspeise kennt! Das gibts sowieso nicht in der Schweiz, wo die Nationalspeisen Röschti und Fondue heissen. Doch Röschti ist allein die Nationalspeise der Deutschschweizer, respektive der Inner-Deutschschweizer, und Fondue ist jene der Romands und wurde erst noch in Savoyen erfunden! Also gibts in der Schweiz nur eine Nationalspeise pro Landesteil (die Tessiner haben immerhin nebst Risotto Polenta con Coniglio…). Doch wir Basler, wir haben das Glück, neben dem Elsass zu wohnen, wo es eben mehrere Nationalspeisen gibt, zum Beispiel…

…die Spargeln im Frühjahr, die Fleischschnàckà jeden Montag, den Flammeküachà aus dem Holzofen, vorzugsweise im «Tisserand» von Gommersdorf, die Sundgauer Zwàtschgewaje, den Baeckeoffà und natürlich das Choucroute, das beileibe kein Sauerkraut im deutschen Sinne ist, sondern, wenn es mit Gänseschmalz in der Bäckeoffà-Form im Ofen ausschliesslich mit der Königin der elsässischen Weine, dem Riesling, linde gekocht worden, eben ein königliches Mahl bedeutet.

Das elsässische Choucroute wird zwar aus Kraut hergestellt, das nur in Deutschland sauer ist und darum gekocht aus allen deutschen Häusern stinkt, weswegen die Deutschen im angelsächsischen Sprachraum eben «Krauts» geheissen werden, aber im Elsass wird es mit weniger Salz eingemacht, so dass es im Fass auch weniger sauer gärt. Und schliesslich wird es, spät im Jahr oder gegen Ende der Winterszeit, noch vorsichtig gewaschen - damit das Salzwasser und nicht die wertvolle Milchsäure weggespült wird -, so dass das Choucroute à l’Alsacienne eben ein edles Gericht wird.

Erst beim Kochen kommen ins elsässische Choucroute die feinen Gewürze dazu, als da sind 100 Gramm Gänseschmalz, 2 Zwiebeln, 20 Wacholderbeeren, eine ungeschälte Knoblauchzehe, und in einem Leinensäckchen eingenäht: 1 mächtige Prise Thymian (aus Südfrankreich…), 1 Lorbeerblatt, 1 Nägeli, 1 Teelöffel Korianderkörner, 1 TL zerdrückte schwarze Pfefferkörner, 1/2 Liter Riesling. So hat mir der grösste Meisterkoch des Abendlandes im Elsass, Paul Haeberlin, sein Rezept verraten - für 6 bis 8 Personen.

Nun ist es aber so, dass dieses Wunderrezept dem liebenswürdigen und genialen Monsieur Paul nicht einfach so im Schlaf eingefallen ist. Nein, es war seine Tante Henriette, die das Choucroute eben so machte, wie alle Elsässerinnen es auch noch heute kochen: Mit weisem Wissen und kompromissloser Liebe zum Guten! Paul hat da noch etwas Thymian aus Frankreich dazugefügt; er war ja schliesslich dort unten im Militär und hatte sogar aus dem abscheulichen Büchsen-Corned-Beef der täglichen Soldaten-Ration ein Festessen gezaubert.

Aber obwohl das Choucroute von Monsieur Paul diese besondere Thymian-Note hatte, und vielleicht 200 Euro kostete, so grundsätzlich anders als es die elsässischen Hausfrauen-Köchinnen kochen, war es nicht. Und das ist beileibe keine Abwertung - im Gegenteil: Wenn die Elsässerinnen Choucroute so kochen, dass ein weltberühmter Koch nicht mehr viel dazu beizutragen braucht, dann ist dies eine der grössten Ehren für die kochenden Frauen. Und auch für den Meisterkoch, weil er seine Wurzeln nicht und nie verriet: Er verfeinerte höchst kreativ das, was er bei Henriette gelernt, aber entfernte sich gastronomisch nie aus seiner Region. Das machte ihn gross!

Wenn Sie jetzt am kommenden Sonntag eben mal eine dieser Nationalspeisen im Elsass in ihrer originalen Zubereitung geniessen wollen, dann müssen Sie noch eines wissen: Es ist im Elsass nie allein das, was auf dem Teller hingestellt wird, das den Genuss ausmacht. Es ist stets auch die fröhliche Stimmung, die Lebensfreude und die gastliche Herzlichkeit, die das gewisse Etwas, die Ambiance in den Magen und in die Seele zu zaubern vermögen. Ohne das wäre das Choucroute à l’Alsacienne eine hundsgemeine Stoffwechselangelegenheit…

Überzeugen Sie sich selbst am kommenden Sonntag, 31. Oktober 2010, ab 11.30 Uhr, in der Mehrzweckhalle von Leymen, wohin man mit dem Drämmli fahren kann. Das heisst vor allem aber wieder zurück und ohne schlechtes Gewissen, aber mit ein paar Tropfen Riesling im Blut…

Leicht könnte man den Titel «Oktoberfest» missverstehen - man sollte es nicht mit München verwechseln: Im Elsass sind Oktoberfeste Weinfeste…




Madame Sabine Blum, die sympathische Kassiererin bei Denner Oberwil beschreibt das Programm wie folgt (Übersetzungs-Interpretation: jpl):

Das Oktoberfest von Leymen wird von der «Union des Sociétés» organisiert, also gemeinsam von allen Vereinen des Dorfes. Der hehre Zweck ist vorab die Pflege der Gemeinschaft sowie als finanzieller Beitrag an die Betriebskosten der 1999 gebauten Mehrzweckhalle, wofür die Vereine jedes Jahr das Oktoberfest (dieses Jahr unter dem Präsidium von Muespach Bernard) organisieren.

Das Fest beginnt mit dem Mittagessen, dessen Hauptgang das Choucroute à l’Alsacienne ist. Doch es gibt auch Côtelettes vom Grill. Am Holzkohlenfeuer werken der Fussballverein, den Service betreuen die «Wallasitter», an der Bar schenken der Gemeinderat aus, und den Kaffee bereitet der Gymclub.

Zum Apéritif spielt die «Sundgau-Kapallà» mit 15 Musikanten und einer Musikantin auf, dirigiert von Heinz Martin, der den Taktstock schon seit 49 Jahren schwingt. Max Wyss ist der Präsident der Kapelle, deren jüngster Musiker 14 Jahre alt ist und der älteste 78.

Die Musik wurde 2006 für ihre besonderen Leistungen mit der «Schwalbe» geehrt. Das ist eine Auszeichnung für die Beförderung der elsässischen Kultur. Während die «Sundgau Kapallà» stets an verschiedenen dörflichen Anlässen aufspielt und Ständelà bei den 80., 85. und 90. Geburtstagen gibt, tritt sie immer wieder auch jenseits der Grenze im schweizerischen Hofstetten, Flüh, Bättwil und im deutschen Märkt am Fischerfest und im Kanderntal auf. Am 11. November, der Waffenstillstandsfeier des Ersten Weltkrieges, darf die Kapelle natürlich nicht fehlen, ebenso am französischen Nationalfeiertag, dem Quatorze Juillet und selbstverständlich nicht an der Generalversammlung des binationalen Vereins Pro Landskron.

Nach dem Mittagessen gibt es zur Unterhaltung - mit Tanz selbstverständlich - Musik aus der badischen Nachbarschaft. Es spielt die «Dilettanten-Musik» aus Wollbach im Kanderntal, was lüpfige Weisen und fröhliche Stimmung verspricht.




Information

31. Oktoberfest am Sonntag, 31. Oktober 2010, ab 11.30 Uhr, im Landskronsaal in Leymen.

Menu:
Choucroute à l’Alsacienne mit Beilage (au cochonnaille), 12 €uro
oder
Côtelette, Pommes frites, Salat, 8 €uro

Reservation:
Telefonische Reservation erbeten unter: 0033 3 89 68 51 37

Adresse:
Salle Polyvalente Landskron
Rue du Stade
68220  Leymen
Tel : 0033 3 89 68 55 22 (nur am Sonntag, 31.10.2010)

Anfahrt:
von Biel-Benken rechts die Strasse nach Hangenthal, zirka 250 Meter rechts in die rue du Stade.

von Rodersdorf zweite Kreuzung links nach Hagenthal, zirka 250 Meter rechts in die rue du Stade

Tram Nummer 10
ab Station Leymen. Zirka 15 Minuten Fussmarsch durch die rue de la Gare hinunter bis zur Hauptstrasse rue Principale, dann rechts bis zur Strasse nach Hagenthal links zirka 250 Meter bis zur rue du Stade.


Von Jürg-Peter Lienhard

Für weitere Informationen klicken Sie hier:

• Fahrpläne der BLT Linie 10 nach Station Leymen

• Wer war Paul Haeberlin?


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