Nebenbei bemerkt
Das Okuliermesser, das keines ist
Wenn Laien Fachleuten Werkzeuge empfehlen…
Von Reinhardt Stumm
Kann dem Jung-Redaktor passieren, wenn er keinen ordentlichen Stoff und noch weniger Zeit und vor allem «kai Aahnig vo dr Bodaanig» hat… (Ausschnitt aus der baz vom 15. April 2006; Legenden: jpl)
Das Okuliermesser, das die Basler Zeitung (vom 15. April 2006) als «Werkzeug der Woche - Für Gärtnerinnen und Floristen» anpreist, ist alles mögliche, aber kein Okuliermesser, was jeder Gärtnerstift im ersten Lehrjahr bestätigen kann.
Und das weiss ganz gewiss auch Herr Ottenburg vom Spalenberg, bei dem dieses Gerät (wie freundlich im Textteil angepriesen) für zwölf Franken zu kaufen ist. Ausserdem ist völlig unklar, was Floristinnen mit Okuliermessern anfangen sollten. Mit einem Okuliermesser kann man nicht mal eine Scheibe Wurst abschneiden.
Die kurze Klinge des Okuliermessers ist am Ende nach oben gerundet, weil nur diese Rundung ermöglicht, den nötigen T-Schnitt an dem zu veredelnden geraden Zweig anzubringen. Ausserdem gehört zum Okuliermesser an der Spitze des Messerrückens der sogenannte Reisser (eine Art ausgeschmiedeter Buckel) zur Lösung der dreieckigen Rindenlappen, die der T-Schnitt ergeben hat. In diese Öffnung wird das mit der geraden Kopulierklinge (der zweiten Klinge am Okuliermesser) vom Edelreis geschnittene Edelauge geschoben und mit Bast festgebunden.
So sieht ein richtiges Okuliermeser aus: Okuliermesser Victorinox (CH) mit Löser auf dem Klingenrücken, Klinge rostfrei - 100 mm lang, Nr.19040 - bei Roedter-Messer 13,00 Euro €.
Von Reinhardt Stumm
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