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Artikel vom 27.07.2005

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J.-P. Lienhards Lupe

Kultur-Geschäft

Wer leiht mir seine Kalaschnikow?

Wer nicht gerne arbeitet, wird Kultur-Minister - das ist der neuste Schlaumeier-Job in der Schweiz!

Von Jürg-Peter Lienhard



Nicht nur die armen Teufel Anabaptisten wünschen von einem Minister ministriert zu werden - wenn es nach der unbekümmerten Beraterfirma «dreiFach» ginge, brauchten auch die kulturell Arbeitenden hierzulande einen (gutbezahlten) Hirten…



Es geht nicht mehr lange, denn ich spüre es in meiner Blutwurst: Wenn ich nochmals das Wort «Kultur» höre, dann zücke ich meine Kalaschnikow. Allerdings habe ich keine, muss also auf eine mir wohlgesinnte Seele hoffen…

Was war geschehen, was mir so auf den «Kultur»-Schlips trat? Eine Frau Martha Brem, ansässig im «Kultur-Kanton» Aargau und in dessen Atomlobby-Hauptstadt Aarau, sandte mir eine Mail namens ihrer Firma «dreiFach». Nun sagt mir eine Firma «dreiFach» gar nichts, und auch nach angestrengtem Nachdenken wollte sich bei mir kein «Aha» einstellen.

Etwas mehr verrät hingegen der Briefkopf-Zusatz, der aber dann gar dreifach geschwollen daherkommt: «Kommunikation, Organisationsentwicklung, Projektmanagement». Da haben wirs wieder: Eigentlich will ich als Editor von webjournal.ch den Lesern gute Texte und Information bieten. Stattdessen melden sich immer wieder «Kultur»-Leute, die mir was im Namen der «Kultur» verkaufen oder aufschwatzen wollen - gegen Batzeli selbstverständlich und nicht aus Interesse für das webjournal.ch und dessen gebildete Leser.

Die «dreiFach»-Dame schreibt ganz ungeniert direkt: «32 Kandidierende aus der ganzen Schweiz stellen sich zur Wahl als Schweizer Kulturminister oder Kulturministerin. Auch der Direktor des Bundesamtes für Kultur, Jean-Frédéric Jauslin, begrüsst diese Initiative.»

Soso, der Direktor Jauslin, der doch eigentlich der «Kultur-Minister» der Schweiz ist, «begrüsst». Immerhin ist Grüssen hierzulande etwas, was jeder anständige Mensch automatisch macht, falls es sich nicht um einen Esel oder gar um eine Eselin handelt, die da irgendwie dahergelaufen kommen.

Doch warum ausgerechnet ich mit dieser Firmen-Wahl einer Miss oder eines Misters Kulturminister was zu tun haben soll, wird dann erst am Ende dieser «Medienmail» offenbart: «Auch aus Ihrer Region ist ein Kandidat oder eine Kandidatin mit dabei. Gerne vermitteln wir den Kontakt für ein Gespräch.»

Ja, kluger Leser, bildhübsche Leserin, Sie haben richtig vermutet: Ich habe meine «Kalaschnikow» gezückt und folgende Salve Richtung Aarau abgegeben, was ich Ihnen selbstverständlich hiermit unter grösster Diskretion wörtlich zur Kenntnis bringe:

«Sehr geehrte Frau Brem.

Wir haben schon genug "Minister" in der Schweiz: Jeder Bundesrat schimpft sich efang esoo. Und Kultur-Ministers sollen sowieso die Finger von der Kultur lassen und lieber einer anständigen Arbeit nachgehen!

Ich bedaure, Ihre Medien-Information nicht herabsaugen zu wollen - aber sollten Sie und Ihre Ministers zu viel Geld haben (Zeit haben sie wohl sowieso genug), dann können Sie auf unserer Seite unser Postcheckkonto abrufen und was draufspeisen. Dann hätten Sie wenigstens etwas G‘scheites für die Kultur getan!

Gute Besserung und viele Grüsse: Ihr jpl, derzeit amtierender und selbsternannter Kulturminister von webjournal.ch»

Von Jürg-Peter Lienhard

Für weitere Informationen klicken Sie hier:

• Diese Leute haben sich als «Minister» oder «-in» beworben


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