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Artikel vom 03.05.2005

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Alkohol

Warum Saufen bis zum Umfallen?

Rauschtrinken in der Schweiz - ein unterschätztes Problem und nicht allein ein Jugendphänomen

Von Redaktion



Präpotentes Verhalten im Erwachsenenalter: Symptome einer sinnentleerten Gesellschaft? Fotos: www.harassenlauf.com



BERN. sfa.- In der Schweiz trinken fast eine Million Menschen alle zwei Wochen übermässig Alkohol - das ist das Ergebnis einer neuen Studie der Schweizerischen Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme (SFA).

Das Rauschtrinken ist nicht wie bisher angenommen bloss ein Jugendphänomen, sondern betrifft breite Bevölkerungsschichten. Die Risiken des Rauschtrinkens sind lange Zeit unterschätzt worden. Doch dieses Konsummuster hat schwerwiegende Folgen: Es verursacht Unfälle, Verletzungen und Gewalt. Die SFA fordert griffige politische Massnahmen und bietet Präventionshilfen für Gastrobetriebe, Fest- und Sportveranstalter an.

Wie eine neue Studie der Stiftung SFA im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit zeigt, gibt es in der Schweiz 931'000 Rauschtrinkende. Von Rauschtrinken spricht man, wenn Männer fünf Standardgläser Alkoholisches oder mehr bei einer Gelegenheit trinken und Frauen vier Gläser oder mehr - und das mindestens zweimal im Monat. Diese Menge Alkohol entspricht etwa fünf respektive vier Stangen Bier oder Gläsern Wein.

Nicht Jugend- sondern Gesellschaftsphänomen

Erstaunlich ist, dass das Rauschtrinken nicht wie bisher angenommen primär ein Jugendproblem ist, sondern ein in der ganzen Bevölkerung verbreitetes Phänomen. Es gibt doppelt so viele rauschtrinkende Männer wie Frauen: «Das gemeinschaftliche Trinken der Männer ist in unserer Gesellschaft seit langem als männliche Trinkkultur verankert und ein sozial akzeptiertes Ritual», erklärt SFA-Forschungsleiter Gerhard Gmel.



Bier-Harassenberg am «Harassenlauf» im Volkspark Brüglingen bei Basel.



Rund 400'000 der Rauschtrinkenden haben ein besonders risikohaftes Konsummuster: Sie trinken mindestens zweimal im Monat acht Gläser (Männer) respektive sechs Gläser (Frauen) Alkoholisches pro Gelegenheit.

Die Folgen: Unfälle, Verletzungen und Gewalt

Das Rauschtrinken zieht eine Reihe negativer Konsequenzen nach sich. Da es meist auswärts stattfindet, zum Beispiel im Ausgang und an Partys am Wochenende, ist das Risiko alkoholbedingter Verkehrsunfälle sehr gross. Zudem werden alkoholbedingte Probleme in der Familie (z.B. häusliche Gewalt) oft durch Rauschtrinken verursacht.

Bei Jugendlichen birgt das Rauschtrinken besonders hohe Risiken: es kann zu Unfällen, Alkoholvergiftungen, ungeschütztem Geschlechtsverkehr und Schulproblemen führen.

Griffige politische Massnahmen gefordert

«Weil das Rauschtrinken ein Phänomen ist, das breite Bevölkerungsteile betrifft, brauchen wir griffige politische Massnahmen», analysiert Michel Graf, Direktor der SFA. «Die Preise für alkoholische Getränke sollten deutlich erhöht und die Alkoholverkaufsstellen müssen reduziert werden.»



Zwei Welten begegnen sich: Tumbe Spasstrinker im Jugendoutfit und «altmodischer» Familienausflug per Velo.



Die meisten Kantone verböten den Alkoholausschank an Betrunkene, erklärt Graf, doch in der Praxis werde das oft ignoriert. Um die Gastrobetriebe, die Fest- und Sportveranstalter in ihren Präventionsbemühungen zu unterstützen, stellt die SFA ab sofort Präventionstipps im Internet bereit. Sie sollen helfen, übermässigen Alkoholkonsum an Festen, Sportanlässen und in Gastrobetrieben zu verhindern.

Was ist Rauschtrinken?

Der wissenschaftliche Begriff Rauschtrinken steht für übermässigen Alkoholkonsum bei einer Gelegenheit, der zu körperlichen und psychischen Beeinträchtigungen führt. Anzeichen sind verminderte Reaktions-, Urteils- und Kontrollfähigkeit sowie Konzentrations- und Koordinations-schwierigkeiten.

Auch wenn diese Symptome subjektiv vielleicht nicht wahrgenommen werden, liegen nach dem Konsum von vier bis fünf Gläsern Alkohol medizinisch gesehen ein Rausch und eine Intoxikation vor.



Vielleicht finden diese Vertreter der aktuellen «Fun-Gesellschaft» dereinst mal in ein paar Jahren dieses Foto auf dem Internet und müssen sich dann sagen: «Viel weiter im Leben haben wirs eben nicht gebracht» - oder: na ja, lassen wir das…

Von Redaktion


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