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Artikel vom 19.04.2005

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Reusdal meint

Zeit für Spassmacher

Spitzen-Manager brauchen auch Spitzen-Löhne, «wenn» und «weil»…

Von Mitch Reusdal

Wenn man sich die Spitzenmanager-Löhne oder Manager-Spitzenlöhne ansieht, kommt man leicht ins Schwitzen. Zu wenig oder zuviel? Grosse Frage. Um den Wind aus den Segeln der Volksseele zu nehmen, muss man ein wenig Gegenwind erzeugen.

Es wäre nicht nur verfehlt, sondern auch perfid, wenn man Silvio B. mit Silvio B. verwechseln würde. Der eine ist ein abgehalfterter Ministerpräsident (Berlusconi, Italien), der andere ein angesehener Wirtschaftswissenschafter (Borner, Basel), der sich schon allerlei ungewöhnliche Spässe geleistet hat. Dass niemand gelacht hat darüber, ist vielleicht der Tatsache zuzuschreiben, dass er wegen seines Professorengehalts als Autorität angesehen wird, während er doch in Wirklichkeit ein begnadeter Spassmacher und Entertainer ist.

Zu seinen neuesten Einfällen gehört die Bemerkung, dass «Korruption und versteckte Steuern» gedeihen, wo der «Staat als Unternehmer» (Weltwoche Nr. 15/05) auftritt. Offenbar soll damit gesagt sein, dass Steuern etwas Korruptes sind, aber wie sollten die Kapriolen sonst honoriert werden? Und die zwei Milliarden Steuergelder für die Swissair waren alles andere als «versteckt».

Unterstellungen als Beweise

Zur Begründung seiner Aussage führt unser Spassmacher ins Feld, dass für das «tägliche Brot» keine Staatsbäckerei erforderlich sei. Hat auch weit und breit niemand behauptet. Das ist eine Unterstellung, mit der das Gegenteil bewiesen werden soll.

Vielleicht hat unser Experte daran gedacht, wie die Administration in Washington aus dem Irak-Krieg Kapital geschlagen und den früheren Unternehmen des Vizepräsidenten Dick Cheney ein paar fette Aufträge zugeschanzt hat.

Wenn es um Korruption geht, denkt man neuerdings auch, wie einige Schweizer Botschaften gegen Bezahlung Gefälligkeits-Visa ausgestellt haben. Aber über diese Vorfälle herrschte einhelliges Entsetzen.

Beim Stivhwort Korrpution fällt einem auch der Fall des US-Unternehmens Enron ein. Kein Staatsbetrieb. Die Medien haben in den letzten Jahren reihenweise faule Geschäfte, gefälschte Bilanzen, exorbitante Formen von Bereicherung, Insider-Geschäfte und so weiter aufgedeckt.

Der Vorsitzende der New Yorker Börse, Richard Grasso, hat sich ein «Lohn- und Pensionspaket» von 140 Millionen Dollar ausbezahlen lassen.

Keine Korruption, normaler Alltag

Bei der Fusion von Mannesmann und Vodafone haben die Vorstandsmitglieder 250 Millionen Euro unter sich verteilt, was dazu geführt hat, dass die Frage gerichtlich abgeklärt wurde, ob diese Bezüg vertretbar seien. Sie waren es. Naja, schön waren sie nicht gerade, aber juristisch einzuwenden gab es nichts. Keine Korruption. Normaler Alltag.

«Schweizer Manager sind Europameister im Kassieren» (Blick, 19. April 2005). Auch Managerlöhne fallen eindeutig nicht unter den Begriff Korruption. Jedenfalls juristisch nicht. Aber unter den Begriff «Skandal».

«Staatliches Eigentum» öffnet der «politischen Einflussnahme Tür und Tor», stellt unser Spassmacher fest. Wie gut hat es doch da die Privatwirtschaft. Sie muss keinerlei derartige Einflussnahme befürchten. Sie erledigt aus eigenem Antrieb, was zu tun ist.

Wie könnte man unter diesen Verhältnissen das Lachen verkneifen?


Von Mitch Reusdal


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