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Artikel vom 20.08.2020

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Abschied

Ein politisches Urgestein ist verstummt: Helmut Hubacher

Er war auch Journalist und hatte fast bis zuletzt stets mit seinen Kolumnen zum politischen Alltag starke Beachtung gefunden

Von Jürg-Peter Lienhard



Helmut Hubacher ✝ Archiv-Bild © foto@jplienhard.ch 2020


Eine markig-kritische Stimme ist verstummt: Helmut Hubacher, alt Nationalrat und alt Präsident der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz (SPS), ist am Mittwoch, 19. August 2020, im Alter von 94 Jahren nach kurzer und schwerer Krankheit verstorben. Dies teilte seine Familie am Donnerstag, 20. August 2020, gegenüber den Medien mit.

Der am 15. April 1926 im Berner Krauchtal geborene Vollblutpolitiker hatte die Schweizer Politik durch verschiedene aufsehenerregende Interventionen in denkwürdigen Fällen und Skandalen in Aufregung versetzt. So zumal durch seine Aufdeckung der Missstände im Beschaffungswesen der Armee, die in seiner parlamentarisch aktivsten Zeit den Status einer «heiligen Kuh» beanspruchen konnte. Dennoch war er kein «Armee-Abschaffer», sondern bekannte sich zur Landesverteidigung im herkömmlichen Sinne. Gleichwohl verursachte sein von ihm angeführter Besuch einer SP-Delegation in der DDR einen Skandal.

Der Sohn eines SBB-Arbeiters absolvierte eine Lehre ebenfalls bei den SBB und engagierte sich als Jungsozialist und später als Gewerkschaftssekretär, bis er 1963 als Ersatzmann in den Nationalrat nachrückte und gleichzeitig Chefredaktor der damaligen Basler Arbeiter-Zeitung (AZ) wurde, die er allerdings zur «AZ Abend-Zeitung» umstrukturierte. Zudem war er in der Zeit von 1975 bis 1990 Präsident der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz (SPS).

Seit seinem Rückzug aus dem politischen Tagesgeschäft 1991 lebte er im Ruhestand und schrieb in der Blocher/Somm-Periode der Basler Zeitung (BaZ) und im Blick Kolumnen, in denen er nicht nur durch seinen prägnanten, eingängigen Stil, sondern vor allem durch seinen analytischen politischen Blick auf die schweizerische Politik richtiggehend brillierte. Er hatte diese stark beachtete Kolumnen-Publizität erst kurz vor seinem Tod nach kurzer, aber schwerer Krankheit im Juni 2020 aufgeben müssen.

Helmut Hubacher war mit seiner Frau Gret, einer Tochter des Strafrichters und AZ-Mitarbeiter Hans Hungerbühler, verheiratet, die lange als Wirtin im «Maxim» im Gewerkschaftshaus Rebgasse in Basel wirkte. Sie hatten zusammen drei Kinder und wohnten im jurassischen Courtemaîche.




Denkwürdiger Moment: Hubacher mit Jean Ziegler nach einer total überlaufenen Ad-hoc-Versammlung im Basler Gundeldinger-Casino. Der Anwalt Bernhard Gelzer (FdP) hatte den damals als SP-Regierungsrat Basel-Stadt kandidierenden Hubacher zu diesem öffentlichen und von vielen als Duell erlebten Wortgefecht herausgefordert. Der Favorit Hubacher unterlag danach im Wahlkampf. Archiv-Bild © foto@jplienhard.ch 2020




Archiv-Bild © foto@jplienhard.ch 2020

Von Jürg-Peter Lienhard


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