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Artikel vom 17.10.2006

Basel - Allgemeines

Kann Basel dem Ecomusée helfen?

Regierugnsrat Guy Morin antwortet am Mittwoch, 18. Oktober 2006, 15 Uhr, im Basler Grossen Rat auf die Interpellation von Christian Egeler (FDP) betreffend Ecomusée d'Alsace

Von Redaktion



Aktuelle Titelseite der deutschsprachigen Homepage des Ecomusée d'Alsace: www.eco-museum.ch mit dem Aufmacher-Artikel über die unzähligen Freiwilligen, die das Rückgrat des Freilichtmuseums bedeuten.



Der ehemalige Basler Regierungsrat Hans-Martin Tschudi (DSP) hat Spuren hinterlassen, die jetzt wieder im Grossen Rat zur Sprache kommen. Die abgestandene Suppe muss nun der amtierende Regierungsrat Guy Morin auslöffeln…

Der Basler Grossrat Christian Egeler, FDP Basel-Stadt, interpelliert bei der Regierung betreffend elsässisches Freilichtmuseum Ecomusée d'Alsace von Ungersheim bei Mulhouse. Er will unter anderem wissen, wie es sich mit dem Beitritt der Stadt Basel zum Promotionsverein Plastikpark «Bioscope» verhält und ob Basel eine Dreiländerträgerschaft für das angeschlagene Ecomusée d'Alsace anregen will.

Das sogenannte Bioscope hätte mit Beteiligung Basels an der Stadtgrenze in St-Louis errichtet werden sollen. Vordergründig hiess es, der Freizeitpark sollte sich mit dem Thema Mensch und Umwelt beschäftigen. Die Promotoren schwafelten von 1,5 Millionen Besuchern jährlich und einer Investitionssumme von mehreren Milliarden französischer Francs.

Der Park wurde indes nach langen Querelen aus taktischen Gründen neben das mit lebender Natur ausgestaltete Ecomusée d‘Alsace gebaut und dieses Frühjahr eröffnet. Statt der erwarteten 280‘000 Besucher bis zu Saisonende Ende Oktober 2006, haben ihn bislang kaum 20‘000 aufgesucht, weil gleich nach der Eröffnung ersichtlich wurde, dass die lächerliche Ausgstaltung jede ernsthafte Auseinandersetzung obsolet machte…

Die Beteiligung der elsässischen Departemente mit über 32 Millionen Euro à fonds perdu an diesem von der an Asterix- und anderen Verngügungsparks beteiligten Firma Alpes SA liess keinen Spielraum mehr, um versprochene Subventionen an das Ecomusée d'Alsace auszurichten. Der Gründer des Ecomusée d'Alsace, Marc Grodwohl, musste als Direktor zurücktreten, um die Oktoberlöhne des Personals nicht zu gefährden. Er unterlag einer beispiellosen ignoranten Diffamierungskampagne der vorherrschenden poltischen Mehrheit.

Die elsässische Politik will eine Fusion dieser beiden komplett gegensätzlichen Parks herbeiführen, weil das Ecomusée d'Alsace mit seinem Besucherpotential die finanziellen Verluste des Bioscope auffangen könnte. Die Vernachlässigung des Ecomusée d'Alsace durch die elsässische Politik brachte dieses in finanzielle Schieflage. Ende Oktober wird das Handelsgericht Colmar über den drohenden Konkurs und die damit wohl verbundene «Bagdadisierung» dieses Werkes befinden, das als wenig bekannte Nebenwirkung wichtige Innovationen in Wirtschaft und Kultur des Elsass eingebracht hat.

Regierungsrat Guy Morin (Grüne Basel-Stadt) wird die Fragen Egelers am Mittwoch, 18. Oktober 2006, 15 Uhr, im Plenum des Grossen Rates im Basler Rathaus am Marktplatz mündlich beantworten. Hier nachfolgend der Wortlaut Egelers Interpellation:

Interpellation vom 15. Oktober 2006

Schliessung des Ecomuseé d’Alsace in Ungersheim?

Rund 45 km nördlich von Basel befindet sich einer der beliebtesten Freizeitparks der Region: das Ecomusée d’Alsace. Rund 280'000 Besucher pro Jahr besichtigen die rund 80 Häuser und Fabriken, die für unsere Region typisch sind und in diesem Park, vor ihrer Zerstörung gerettet, eine letzte Bleibe gefunden haben – ähnlich wie viele (Inner-) Schweizer Bauten im Freilichtmuseum Ballenberg. Einige der Häuser im Ecomusée stammen auch aus der Schweiz (z.B. Allschwil). Zudem beinhaltet das Museum auch Mustergärten und ein Apfelmuseum sowie eines der erfolgreichsten Wiederansiedlungs¬projekte für Störche – dem Wappentier des Elsass.

In den letzen Jahren hat das Ecomusée den französischen Staat auch um regelmässige Subventionen für Betrieb und Unterhalt angefragt, welche aber nicht gesprochen wurden – das Ecomusée ist weiterhin ein nicht subventioniertes Unternehmen. Nun zeichnet sich ab, dass das Museum in finanzielle Schieflage geraten ist und höchstwahrscheinlich schliessen muss. Die Hintergründe sind vielseitig und hängen auch mit der Errichtung des Bioscope-Parks zusammen, der dieses Jahr in unmittelbarer Nachbarschaft eröffnet wurde. Die staatlichen finanziellen Unterstützungen wurden in den letzten Jahren auf den Bioscope-Park fokussiert.

Basel-Stadt ist im Jahre 1997 dem Verein Bioscope (damals noch in St.Louis vorgesehen) beigetreten, die erhofften Besucherzahlen wurden damals auf gegen 1,5 Millionen pro Jahr geschätzt. Nun zeigt sich, dass auch die unterdessen angepeilten 200'000 Besucher pro Jahr bei weitem nicht erreicht werden – seit der Eröffnung am 1. Juni wurden lediglich rund 20'000 Besucher im Bioscope gezählt. Ein finanzielles Fiasko ähnlich dem Mistery-Park zeichnet sich bei diesem Park ab.

Ohne die Bedeutung des Bioscope-Parks zu werten, wäre insbesondere die Schliessung des Ecomusée für die Region ein grosser (Identitäts-)Verlust. Auch haben seit seiner Gründung 1984 viele Schweizer Unternehmen und Privatpersonen den Park massgeblich unterstützt (Freilichtmuseum Ballenberg/Stiftung Ständerscheune Wolfersdorf, Swissair, Migros Basel, Kantonalbank Basel, Kulturverein Elsass-Freunde Basel).

Ich frage daher die Basler Regierung:

1. Hat die Basler Regierung einen der beiden Parks seit 1984 mit Investitions- oder anderweitigen Beiträgen unterstützt bzw. ist der Kanton an einem der beiden Parks beteiligt?

2. Ist der Kanton Basel-Stadt immer noch Mitglied des Vereins Bioscope? Was für Ziele verfolgt der Verein heute?

3. Waren die finanziellen Probleme der beiden Parks Thema bei Gesprächen der Basler Regierung mit französischen Partnern?

4. Teilt der Regierungsrat die Meinung des Interpellanten, dass die Schliessung des Ecomusée ein grosser Verlust für die Dreiländerregion wäre?

5. Wäre eine trinationale, kommerziell unabhängige Trägerschaft zur Sicherung des Fortbestands des einzigartigen Ecomusée denkbar?

Christian Egeler, Grossrat FDP

Von Redaktion

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