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Artikel vom 17.09.2004

9. Dreiländerkongress

«Eiserner Vorhang» Dreiländer-Medien

«Interesse an grenzüberschreitenden Kontakten» heisst «Fressen und Saufen»…

Von Jürg-Peter Lienhard



Grafisch etwas dünnhäutig: Das Logo des diesjährigen 9. Dreiländer-Kongresses in Basel. Combo: red.

BASEL.- Rund 500 Politiker, Wirtschaftsleute und Medienschaffende trafen sich in Basel zum zum 9. Dreiländerkongress «Medien und Kommunikation am Oberrhein». Jeder Teilnehmer durfte einen Ordner von 1900 Gramm Gewicht (!) schwarz auf weiss und dasselbe auch auf CD getrost mit nach Hause tragen…

Wohl ist die Arbeit der vorberatenden Kommissionen das Wesentlichste, was dieser Kongress hervorgebracht hat: Foren, Fachgruppen und Projektentwickler dokumentierten ihre Arbeit auf den meisten Seiten dieses schwergewichtigen Dossiers, dessen Lektüre mindestens auch noch einen Tag abverlangt.

Basel, dh. die Regio basiliensis, der bei dieser Runde die Federführung bei der Organisation des alle zwei Jahre abwechselnd in einer der drei Regionen abgehaltenen Kongresses oblag, startete den «Ganztägigen» nach den obligaten Eröffnungs- und Begrüssungsreden mit einem Film über die Belange der Dreiländerregion.



Auch Heiteres gibts im Film «Kommunikation grenzenlos» von TeleBasel zu sehen. Ein Grand-Reporter bietet im Elsässer-Bahnhof Basel eine Slapstick-Einlage - weil der nur für TeleBasel «mit dem Zug ins Elsass fährt», ansonsten - gezwungenermassen - stets im Auto…Foto: TeleBasel

Dieser von TeleBasel produzierte Film wird auch für das Basler Publikum diesen Sonntag, 19. September 2004, zu sehen sein (Programmhinweise am Schluss). Geleitet wurde die Veranstaltung im Kongresszentrum durch den Vorsteher des Basler Justiz- und Aussendepartementes, Hans Martin Tschudi, Präsident der trinationalen Oberrheinkonferenz.

Neu: ein halber Professor…

Kaum Neues oder Bemerkenswertes ging auch aus dem Vortrag des deutschen Managementswissenschafters an der Universität St. Gallen, Peter Glotz, hervor. Er entblödete sich beispielsweise nicht mit der Bemerkung, in der Schweiz würden nur «dreieinhalb Sprachen» als National-Sprachen gesprochen. Mit der «halben Sprache» meinte er das Rätoromanische, das «nur noch von ein paar Tausend» gesprochen werde…

Wir meinen: wenn eine Sprache auch nur noch von zwei Halbdeppen gesprochen wird, ist es immer noch eine Sprache! Hingegen hat der neunmalkluge Managerlehrer das Schweizerdeutsche Idiotikon um einen weiteren Begriff erweitert: Neben «halbem Bundesrat» und «halber Sprache» gibts nun auch noch den «halben Professor»…

Platz's Platz vertauscht…

Konkreter zum Thema wurde es im anschliessenden Podiumsgespräch, wo nicht der angekündigte ehemalige Chefredaktor der Basler Zeitung, Hanspeter Platz, teilnahm, sondern der von der neuen Chefredaktion delegierte amtierende Chef-Stellvertreter Matthias Gehring Einsitz nahm. Quintessenz dieses von Redaktoren in leitender Stellung bei den anderen grossen Printmedien im Elsass und im Badischen sowie den elektronischen Medien des Dreiländerraumes bestrittenen Gespräches ist: Der grenzüberschreitenden Medien-Kooperation sind mit marktwirtschaftlichen, sprachlichen, mentalitätsmässigen und kulturellen Vorgaben und Vorurteilen Grenzen gesetzt. Eine Teilnehmerin sagte es überspitzt und wurde daraufhin gerne von den anderen Teilnehmern zustimmend zitiert: «Das Hauptinteresse der Bevölkerung, die sich für grenzüberschreitende Themen interessiert, ist das Gastronomische!»

Da haben wirs: «Fressen und Saufen über die Grenzen» zieht mehr als ein Veranstaltungs- oder Museumsbesuch beim Nachbar. Und doch: Immerhin ist das Gastronomische ein Anknüpfungspunkt. Leider wird diese Chance fürs Anknüpfen von grenzüberschreitenden Beziehungen in den Medien nicht genutzt: Das Beizenbeschreiben könnte man doch klüger auch mit dem Drum und Dran der Region verknüpfen. Aber dann müssten die «Gastrokritiker» etwas mehr leisten, als Fressen und Saufen…

Interessanter: Kontakte am Stehbüffet

Nach einem «Stehbüffet» - auch Kongressteilnehmer kommen wohl nur wegen des Kulinarischen? - gings am Nachmittag weiter mit den verschiedenen «Workshops» zum Thema Medien und Kultur, Wirtschaft und Politik. Ein «Runder Tisch» über die «Erfolgsfaktoren für die grenzüberschreitende Medien-Kooperation» mit Regierungsvertretern der drei Länderregionen rundeten den Kongress-Nachmittag ab. Immerhin waren etliche Kontakte, die am Stehbüffet geknüpft werden konnten, für viele «angewandte Profis» wertvoller als manche Voten der Podiumsteilnehmer…

«Kommunikation grenzenlos» heisst der Fernsehfilm, der TeleBasel im Auftrag des 9. Dreiländerkongresses zum Thema drehte.

Der Film wird erstmals fürs Publikum am
Sonntag, 19. September 2004, um 11.30 Uhr
via Kabel auf TeleBasel ausgestrahlt.

Ferner sind folgende Wiederholungen geplant:

Sonntag, 19. September 2004, 16.30 Uhr

Dienstag, 21. September 2004, im Anschluss an den Nachrichtenblock ab Mitternacht bis zuletzt nach 7 Uhr


Lesen Sie auch den separaten Artikel mit den Bemerkungen von Jürg-Peter Lienhard auf die vom Zuständigen der Regio basiliensis für die Oberrheinkonferenz, Manuel Frieseke, gestellten Fragen zur Praxis der journalistischen Arbeit in der Dreiländerregion.

Von Jürg-Peter Lienhard

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