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Artikel vom 27.12.2004

Fasnacht

Si isch duss!

«Näbe de Schiine» heisst das Motto der Basler Fasnacht 2005

Von Jürg-Peter Lienhard



Die Goldigi mit em Süschee BVB



BASEL.- Am Tag nach dem Stephanstag, in aller Herrgottsfrühe um zehn Uhr, jagt man sonst keinen Hund hinaus. Doch Felix Rudolf von Rohr, Obmaa des Basler Fasnachts-Comités konnte «die vereinigte Weltpresse» im Volkshaus praktisch vollzählig zur Pressekonferenz vor der Blaggedde-Vernissage begrüssen. Kunststück: die begehrte «Goldigi» gabs für die Vertreter der Zunft gratis. Aber auch die 500 eingeladenen Cliquen-Obmänner und -frauen - gekommen waren 800 - gingen nach der Vernissage nicht mit leeren Händen nach Hause…

Seit neun Jahren hat sich die Blaggedde-Vernissage mit vorangehender Pressekonferenz eingebürgert und eingespielt. Seit es dieses «Abzeichen» gibt, nämlich seit 1911, ist die Basler Fasnachts-Blaggedde 2005 nun die 92. Ausgabe des «offiziellen Eintrittspreises» zur Basler Fasnacht.

Wenn Felix Rudolf von Rohr die Medienvertreter mit «vereinigte Weltpresse» begrüsste, so darum, weil die Basler Fasnacht eben eine eigene «Welt» mit eigenen Gesetzen und Traditionen ist. Und niemand sonst in der Welt soll ihr diesen Rang streitig machen, auch wenn sie Nachahmer weit über die Landesgrenzen findet, und sogar Aargauer Waggis-Kostüme an ihren Narrenumzügen überziehen…



Die Bronzene und die Silberne…



Der Comité-Obmaa machte es spannend mit der «Enthüllung» der Blaggedde 2005, und man verstand, dass er damit gebührende Aufmerksamkeit für einen besonders gelungenen Wurf bewirken wollte.

Zunächst sprach er von «einer wahren Flut von Plaketten-Entwürfen», die das Comité trotz dem kurzen Fasnachtsjahr - bedingt durch den frühen Fasnachtstermin - erreichte: 69 Herren und lediglich vier Damen präsentierten zum Abgabetermin am 2. August 2004 insgesamt 112 Vorschläge. Die Bandbreite war enorm und reichte von Tutanchamun über den Erlenmatt-«See», bis hin zum Thema Weihnacht, die ja dieses Mal fast nahtlos an die Fasnacht 2005 anschliesst.



…und das «Bijou» - hier viel grösser abgebildet, als es in Wirklichkeit ist.



In einem mehrgängigen anonymen Auswahlverfahren am 10. August 2004 stellte sich alsbald ein klarer Favorit heraus, der zur Freude aller Juryteilnehmer ein «Unbekannter» war, nämlich Martin Schoch. Bei der Gratulation bestätigte sich jedoch die Mutmassung einzelner Juroren, dass der zeichnerische Stil gleichwohl irgendwie «bekannt» vorkam: die grafische Umsetzung erfolgte durch Kurt Walter, der bereits die Plakette 2000 gestaltet hatte. Somit handelt es sich beim jüngsten Plaketten-Entwurf um einen Wurf eines Zweier-Teams; übrigens erst das zweite Mal in der Plaketten-Geschichte.

Während Martin Schoch als Solothurner aus Wangen a/A weder aussprachlich noch aktiv mit der Fasnacht etwas zu tun hat, ist Kurt Walter ein allseits bekannter Fasnächtler und Värslibrinzler. Die beiden gaben daher gleich eine Kostprobe und schoben sich in höchst vollendeten Reimen und gekonnt witzig gegenseitig «die Schuld» und «den Verdienst» am Werk zu.



Das Blaggedde-Team: Martin Schoch (links) und Kurt Walter (rechts) bei ihrem brillanten «Rahmestiggli» während der Pressekonferenz.



Das Sujet der Blaggedde 2005 sind die Basler Verkehrsbetriebe (BVB), die mit dem Combino-Debakel, dem Brand im Depot Wiesenplatz, den massiven Fahrpreisaufschlägen und, und, und auch für das Motto der kommenden Fasnacht herhalten müssen, das da heisst: «Näb de Schiine»…

So zeigt die Blaggedde 2005 denn auch einen Combino, der von einem Junteressli gezogen wird und in den gerade noch rasch ein Tambour hineinzwitscht. Im Führerstand wurstelt ein Ueli, und der Juntereiter ist ein griesgrämiger Drämmler mit einem längst verschwundenen Münzapparat. In der «goldigen» Version fährt der silbrige Combino aus dem vergoldeten Wiesenplatz-Depot, dessen Uhr genau auf die Zeit zeigt, wo die Feuerwehr ausgerückt ist. Beim kleineren «Bijou», das es erst seit letztem Jahr gibt, sind Junteressli und -reiter vergoldet.



500 waren geladen, 800 kamen zur Gratis-Abgabe der goldenen Fasnachtsplakette respektive zur Blaggedde-Vernissage im grossen Saal des Volkshauses



Wohl versuche das Comité so viel Einnahmen zuhanden der Cliquen-Subventionen wie möglich zu generieren, doch nicht jedes Jahr könne man mit einer so einschlägigen Neuerung wie dem «Bijou» aufwarten, erklärte Rudolf von Rohr. Gleichwohl habe man dieses Jahr wiederum eine «Einnahmen-Idee» umgesetzt: Weil «Ausländer» entweder nicht zur Kasse gebeten werden oder dann die Blagedde-Verkäufer nicht finden, hat das Comité dieses Jahr drei Verkaufsstände in Auftrag gegeben. Diese sollen Blaggedde, Rädäbäng, Zeedel- und Schnitzelbängg-Rollen, Mehrweg-Becher usw. sowie die traditionellen Fasnachts-Lithos verkaufen.

Drei Stände, die Rudolf von Rohr vorerst nur als gezeichneten Entwurf vorstellen konnte, weil die erst im Bau sind, sollen je einer auf dem Claraplatz, dem Marktplatz und auf dem Barfüsserplatz aufgestellt werden. Die beiden vom Clara- und Barfüsserplatz werden während der Requisiten- und Laternen-Ausstellung auf dem Kasernenareal und auf dem Münsterplatz zu stehen kommen.

Die Plaketten-Preise bleiben unverändert und kosten:

• Kupfer 7 Franken
• Silber 14 Franken
• Gold 45 Franken
• Bijou 100 Franken
• Offset-Lithographie, handsigniert und durchnumeriert (Auflage 150 Stück) 120 Franken


Gratis ist das Plakat mit der Mahnung «Me drait e Blaggedde» und dem Motto 2005: «Näbe de Schiine!».



Eigentlich würde es richtig auf Baseldytsch heissen: «Me hett e Blaggedde aa» - und das ist nicht mal «Dalbaneesisch», sondern echtes Kleinbalser Idiom, so wie ichs gelernt habe… Aber so meinens die «Ausländer» aus der (katholischen!) Innerschweiz zu wissen, die jetzt das Sagen haben im Comité…

Von Jürg-Peter Lienhard

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