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Artikel vom 10.09.2017

Musik

Schluss, aus, fertig: Ende des Orchesters St-Louis

Wegen der Finanzsituation der Basler Nachbargemeinde geht es der Kultur zuerst an den Kragen,obwohl die Zuschauerzahlen beachtlich hoch sind

Von Redaktion



Das «Orchestre de Saint-Louis» ist/war ein sehr angesehenes Sinfonieorchester weitherum anerkannt und mit Musikern aus dem Dreiland bestückt. Es stand zu Unrecht im Schatten der Orchester aus dem nahen Basel.


ST-LOUIS/HÉGENHEIM.- Peinlich, peinlich: Das von Michel Garzia gegründete «Orchestre de St-Louis» (OSL) verstummt trotz stets ausverkauften Veranstaltungen ab sofort. Grund: Die desolaten Finanzen der Grenzstadt St-Louis, die zuvor schon dem in der francophonen Welt hochgelobten Theater-Festival «Théâtra Saint-Louis» den Garaus gemacht haben. Für mehr hier klicken:

Der Hammerschlag kam für die 81 Musikerinnen und Musiker nicht ganz unvorbereitet, hat doch der Präsident des OSL mehrfach erfolglos beim Bürgermeister von St-Louis, Jean-Marie Zoelle, interveniert, aber nicht mal eine Antwort erhalten. Dem Orchester sollten finanzielle Zuwendungen massiv gestrichen werden, was zulasten der schon im elsässischen Vergleich niedrigsten Honorare jeden einzelnen Musikers und Musikerin hätte gehen sollen. Zumal das von der Stadt mitfinanzierte Konzert- und Theaterhaus «La Coupole» ein Defizit von 80’000 €uro beklagte.

Der Trägerverein des Orchesters «Association Musicale Haute-Alsace» (Amha) hatte daher am Freitag, 8. September 2017, zur Notstands-Generalversammlung aufgerufen, wo dann die Delegierten mit 29 Stimmen gegen zwei und null Enthaltungen gezwungernermassen für die Auflösung des Orchesters stimmten.

Dies, nachdem das Orchester noch an seinem Jubiläumskonzert im vergangenen November aus Anlass seines 30-jährigen Bestehens vor ausverkauftem Haus mit einer Mahler-Sinfonie brillierte. Zumal im Orchester international renommierte Musiker mitmachen, es einen Vergleich auch mit den Kollegen-Orchestern in Basel, ja sogar in der ganzen oberrheinischen Musikwelt nicht zu scheuen braucht. Denn die Profi-Musikerinnen und Musiker spielen jeweils hüben und drüben in besten Positionen.

Schon zuvor hatte die Stadt St-Louis dem seit auch gut 30 Jahre wirkenden Theaterfestival «Théâtra Saint-Louis» aus finanziellen Gründen den Garaus gemacht. Ein Wunder, dass die Buchmesse bis dato überlebt hat, zumal sie ebenfalls eine enorme Anziehungskraft im ganzen Dreilandbecken ausübt. Übrigens alles Initiativen, die der frühere Bürgermeister und Initiant der Kunsthalle «Fernet-Branca», Jean Ueberschlag, mit Herzblut gefördert hatte.



Michel Garzia geniesst einen Ruf als Orchesterleiter mit grosser Erfahrung und eigener «Handschrift». Darum war er beliebt beim Publikum und geschätzt bei den Orchester-Musikern bis weit über alle drei Landesgrenzen hinaus.


Die Wertschätzung kultureller Aktivitäten ist im Elsass ungleich gewichtet. Mitunter selbst in den Metropolen Strassburg, Mulhouse oder Colmar. Aber es gibt immer wieder Ausnahmen, die erstaunen: So hat im Herbst 2015 in Hésingue ein Kultur- und Sporttempel von bemerkenswert ungewöhnlicher Grösse seinen Betrieb aufgenommen.

Der an einen Kometen gemahnende Grundriss bietet in zwei separaten Hallen Raum für Kultur und Sport: Im Gebäude-Teil mit der an einen Kometenschweif gemahnenden Architektur ist der Sportpalast untergebracht, der Hallen-Sportanlässe auf professionellem internationalem Niveau erlaubt.

Und in der Theaterkuppel lässt sich der Raum mit Bühne und Hinterbühne sowie Künstler-Garderoben und Kulissen-Depot je nach Art der Darbietung mit bis zu 470 Zuschauer-Plätzen an die jeweils gegebenen Ansprüche anpassen.

Zum Beispiel mit einem zur Rückwand faltbaren Gradin, so dass im Zuschauerraum das Parkett ohne Möblierung frei wird. Diese «salle modulable» wird kann somit ebenso für Theater, Konzert, Unterhaltung, Bankette umgestaltet werden. Das Management wird denn auch von professionellen Kultur-Funktionären bewirtschaftet, dessen programliche Ausstrahlung über die Grenzen zielt.

Der Komplex hat über 12 Millionen €uro gekostet - ein Klacks für die an Industrie und Gewerbe reichste Gemeinde in Basels Nähe - zudem mit dem niedrigsten Steuerfuss im Canton, wie Bürgermeister Gaston Latscha an der Pressekonferenz vom Freitag, 8. September 2017, stolz den Regio-Medien verkünden konnte.

Anlass war die Vorstellung des kommenden Konzerts des «1. Frauen-Symphonieorchesters im Dreiland - Les Elles Symphoniques» am Sonntag, 17. September 2017. Um diese Trinationalität des Komplexes zu unterstreichen, hat der Bürgermeister einen Gratis-Bus von Liestal und Basel an dieses Konzert offeriert.


Von Redaktion

Für weitere Informationen klicken Sie hier:

http://les-elles-symphoniques.eu

http://les-elles-symphoniques.eu/Les_Elles_Symphoniques/Hesingue.html



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