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Artikel vom 30.09.2010

Ottokars Cinétips

In Basel im Kino

Auf Teufel komm raus

In «The Last Exorcism» trifft «Der Exorzist» auf das «Blair Witch Project» und versetzt das Publikum in Angst und Schrecken

Von Ottokar Schnepf



Vater, Tochter und Sohn der Familie Sweetzer (liest sich wie Schwizer) sorgen selber für teuflische Zwischenfälle.


Reverend Cotton Marcus ist Geistlicher und Exorzist in der vierten Generation. Nach 25 Jahren im Amt plagen ihn Schuldgefühle; seine Teufelsaustreibungen sind reine Illusion. Doch seine bibeltreuen Anhänger glauben an ihn und zahlen gut für seine Arbeit.

Trotzdem will er bei seinem letzten Exorzismus den Schwindel durch ein Fernsehteam aufdecken lassen, und die geheimen Tricks dieses Budenzaubers in einem Film offenbaren. Kaum hat sich ein Filmteam dazu bereit erklärt, erreicht Cotton Marcus ein verzweifelter Brief von Louis Sweetzer aus Ivanwood im tiefsten Lousiana. Der einfache Landwirt und bibeltreue Christ ist überzeugt davon, dass seine Tochter Nell von Dämonen besessen ist.

Auf dem Hof geschehen anscheinend seltsame Dinge, für die das Mädchen die Schuld tragen soll. Deshalb soll jetzt der Pastor Nell exorzieren und ihre gequälte Seele befreien. Die Filmcrew ist mit ihrer Kamera hautnah dabei und fängt das ganze Grauen ein. Und während Cotton seinen letzten Exorzismus durchführt, stellt er fest, dass er gegen diesen Dämon weit mehr aufbieten muss, als seinen üblichen Hokuspokus. Existiert der Teufel doch?

Mit viel Genre-Gespür ruft uns Regisseur Daniel Stamm «The Exorcist» vom Inhalt und «The Blair Witch Project» vom pseudo-dokumentarischen Stil her in Erinnerung. Vor allem auf Angst und Schrecken spekulierend, versucht dieser Psychoschocker dem heiklen Thema mit den Mitteln des Horrorfilms beizukommen. Doch wie hier durch die Vortäuschung von Authentizität der Zuschauer in Angst und Schrecken versetzt wird, berührt doch unangenehm.

Das Fake-Doku lebt von der hautnahen Beteiligung des Publikums an einer scheinbar realen Situation mit unheimlichem Ausgang.

Von Ottokar Schnepf



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