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Artikel vom 09.09.2009

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Elsass - Wirtschaft

Bio-Messe in Hegenheim

Prominente Aussteller und noch prominentere Referenten am Sonntag, 13. September 2009, in der Salle des Fêtes

Von Jürg-Peter Lienhard



Titelbild der Homepage der ersten Bio-Messe in Hegenheim. Luftaufnahme per Fesselballon von J.-J. Diemer, St-Louis © 2009


Gewissermassen aus heiterem Himmel hat eine private Initiative in unserer elsässischen Nachbarschaft eine Bio-Messe ins Leben gerufen, die interessante Entdeckungen verspricht. Weil sie zum ersten Mal durchgeführt wird, findet sie nur an einem Tag, am Sonntag, 13. September 2009, von 9 bis 19 Uhr, statt, dafür hat sie Zugpferde wie den Gründer des Ecomusée d'Alsace, Marc Grodwohl, den Kompost-Papst von Basel, Hans Ballmer, sowie Peter Berg, den bio-dynamischen Gemüser aus Binzen einspannen können - insgesamt aber 50 Aussteller und Referenten aus dem ganzen Dreiländereck. Eine internationale Bio-Regiomesse.

Es gibt sie eben, diese scheinbar Unscheinbaren in der Regio, die tun, wovon andere nur reden (mich eingeschlossen…): Michel Heinimann aus Hegenheim hatte die «Nase» für diese Initiative, zumal er Präsident der «Association Hégenheim Qualité de Vie» ist. Dieser Verein von zirka 60 Mitgliedern, wovon eigentlich nur eine Handvoll aktiv ist, steht eng in Verbindung mit Anne-Marie und Patrice Woehrel, in Basel bekannt als Inhaber dieses ehedem völlig unscheinbaren Bio-Lädelis an der Ecke rue d’Allschwil und rue de Bourgfelden in Hegenheim, gegenüber dem Schloss der Baronin de Reinach.

Die Woehrels haben nun gebaut, unweit dieses Lädelis, worin seither ein anderes Geschäft untergebracht ist. Denn das Bio-Lädeli platzte aus allen Nähten, man konnte sich kaum drin bewegen, so vollgestopft war es. Jetzt ist es anders, nämlich so, dass gleich auch der Name sagt wie: Bio-Dôme. Jawohl, ein richtiger Dom, ist aus dem Bio-Lädeli geworden. Den mussten die Woehrels darum auch ausserhalb des Hegenheimer Zentrums bauen.



Das «Biodôme» hat eine so charakteristische eigenwillige Form und gleicht beinahe einem Dom. Foto: J.-P. Lienhard, Basel © 2009


Und das allein ist schon «biologisch», denn wie sich die alten Hegenheimer erinnern mögen, hat der Freund damals, als er seinen Tante-Emma-Laden vergrössern wollte, einfach den ganzen Dorfkern abgerissen und dafür einen scheusslichen Flachdachbau hingepflanzt. Sie wissen: gegenüber dem ehedem berühmten «Boeuf Rouge»…

Aber so ein Verbrechen begingen die Woehrels eben nicht - sonst wären sie ja nicht biophil. Nein, sie machten etwas, was jedermann in Erstaunen versetzt, der Augen im Kopf und etwas Bizeps im Hirn hat: Sie entwarfen in der Hegenheimer Industriezone (Zufahrt über den Zoll/Kiesstrasse Bachgraben) ein Gebäude, das den Namen «Architektur» wahrlich verdient: Nicht nur äusserlich in der Form, sondern auch unter Verwendung von Naturbaustoffen.



Die Familie Woehrel (von rechts) Patrice Woehrel, die Tochter Anaïs, Anne-Marie Woehrel und Harry, der Koch des künftigen Restaurants. Foto: J.-P. Lienhard, Basel © 2009


Die Form ist ein schneckenhausförmiges Gebäude mit einem Dach, das an einen Dom erinnert. Das Gerüst des Hauses ist Fachwerk aus Holz - modernes Fachwerk. Das Gefache - so nennt man die Zwischenräume zwischen Ständer (vertikalen Balken) und Riegeln (horizontalen Balken) und Streben (diagonalen Balken) - ist aus gehäckselten Hanfstengeln, die mit Kalk gebunden, gewissermassen betoniert, sind. Diese Wände isolieren unglaublich - im Dom unter dem Lärchen-Schindeldach ist es auch bei grösster Hitze so kühl, dass viele Kunden meinten, nur eine Klimaanlage schaffe diese angenehme Innentemperatur, erzählte mir Patrice Woehrel schmunzelnd.

Aber noch vieles andere an diesem «Dom» ist speziell, angefangen, von der Regenauffang-Vorrichtung bis zu den Sonnenkollektoren und der Pellets-Heizung - doch dies ist nur am Rande das Thema dieses Berichtes. Denn erstens werden wir an der bevorstehenden offiziellen Eröffnung - der Verkauf ist schon seit einiger Zeit in Betrieb - mehr über den Bio-Dôme berichten und zweitens musste dieser Hinweis über den «Dom» hier untergebracht werden, denn er steht am Anfang der Initiative von Michel Heinimann.



Heinimanns Vorfahren stammen aus Beinwil (Bämbel), und er arbeitet bei der EMB - ja der Elektrizitätsbude von Münchenstein, die ein Kohlekraftwerk bauen will!! - doch er ist Elsässer geworden, genauer Hegenheimer, und wünscht schon gar nicht ein Aigu auf dem Ortsnamen. Solche Finessen macht es eben aus… Foto: J.-P. Lienhard, Basel © 2009


Zum Beispiel, wenn es um Qualität geht, genauer: Lebensqualität. Wir wissen es, dass es diesbezüglich die Elsässer «besser» haben - schaut man nur auf ihren Tisch und in ihren Keller (nicht aber auf den Bauch…). Doch die wenigsten wissen, dass wegen der verheerenden Maiswirtschaft im Sundgau praktisch nirgends mehr sauberes Quellwasser fliesst. Und dass die badischen Nachbarn ohne Maiskulturen zunehmend von den elsässischen Maisbauern mit vergiftetem Trinkwasser beglückt werden, weil das Schädlingsbekämpfungs-Gift, das auf die riesigen Monokulturen dieser hier nie heimisch gewesenen Südfrucht gesprüht wird, in den Boden versickert und mit den Grundwasserströmen tief unter dem Rhein hindurch in badische Quellen gelangt.



Das Werbeplakat der ersten Bio-Messe von Hegenheim ist ziemlich handgestrickt - aber es ist ja am Anfang nicht alles perfekt…


Heinimann und sein Verein wollen jedoch Gegensteuer geben, zumal auch im Elsass die Bewegung gegen die intensive Nutzung der Landwirtschaft zumal mit chemischem Pflanzenschutz und Schädlingsbekämpfung immer bedeutender wird. Tatsächlich geht es schon jetzt, vor der offiziellen Eröffnung, im Bio-Dôme bereits zu wie in einem der grossen elsässischen Supermarchés, wo es zwar auch eine gewisse Anzahl biologischer Produkte gibt - «fürs Auge» notamment…

Heinimann hat jedenfalls gut gearbeitet und bringt die wichtigsten Vereine und Gesellschaften zum Thema «Lebensqualität» in die Hegenheimer Festhalle.

Hier ein Auszug aus der Liste der Teilnehmer:

• Alsace-Nature (elsässischer Naturschutz)

• Protection Civile 68 (der Samariterverein zeigt die Anwendung des automatischen Defibrilators gegen Herzattacken)

• Paysage d’Alsace (elsässischer Landschaftsschutz)

• Groupe Chevêche (Engagement für die Erhaltung der typischen Obst-Hochstämmer und deren «Bewohner», wie der Steinkauz)

• Apiculteurs d’Alsace/Apis Haut-Sundgau (Bienenzüchter)

• Arboriculteurs et Bouilleurs de cru (Schnaps-Destillierer)

• Apoe (Vogelschutz)

• «Voix libres» (humanitäre Organisation für Minenopfer und Strassenkinder)


Die Referenten und ihre Themen (immer an der Bar)

• René Bickel (9.30 Uhr) Cartoonist: erleben, wie er zeichnerisch sich den Problemen des Planeten widmet

• Jean-Pierre Scherrer (14.30 Uhr): widmet sich dem Thema Wasser und (17.30 Uhr) Fragen zu elektromangetischen Themen und Risiken

• Asako Takahashi (10.30 Uhr): spricht über Tai Ji

• Yves Buck (15.30 Uhr): über Mineralien und Gesundheit

• Raymond Hert (16 Uhr): über vitale Energie



Marc Grodwohl, Gründer des Ecomusée d'Alsace, in seinem Heim in Meyenheim mit Blumen aus Gommersdorf, wo er vor 25 Jahren einem Paar das Fachwerkhaus restaurierte und diese Blumen pflanzte. Die Besitzer danken es ihm jedes Jahr mit einem Strauss aus deren Wurzeln. Gommersdorf war die erste grosse Leistung der Freiwilligen um Grodwohl, bevor sie ein Freilichtmuseum aufbauen konnten. Foto: J.-P. Lienhard, Basel © 2009


Das herausragende Referat, das vor allem Leute interessieren dürfte, die sich mit dem Hausbau und der Renovation von «typischen elsässischen Bauernhäusern» befassen wollen, wird Marc Grodwohl, der Gründer des Ecomusée d'Alsace bestreiten (13 Uhr).

Grodwohl hat dieses Freilichtmuseum, das zuletzt ein eigentliches Dorf mit über 70 elsässischen Häusern bildete, praktisch mittellos, aber mithilfe von hochmotivierten Freiwilligen aufgebaut und als erster Ethnologe die bisher in seinem Fach nicht gelehrte elsässische Bauernhauskunde eingeführt und mit umfangreichen Feldforschungen belegt.

Die elsässische Politik hat ihm und der Bevölkerung am Oberrhein dieses kulturelle Werk gestohlen und einer Firma zur kommerziellen Nutzung verschenkt.




Strassburger Künstler kreierten einen Song «Trop Bête - Soïdumm» für Marc Grodwohl und nahmen damit die saudumme elsässische Politik auf die Schippe, die das Ecomusée d'Alsace kommerziellen Interessen opferte. Künstler verstehen zuerst, woher der faschistoide Wind weht - bis es die anderen merken, ist es meist zu spät. Foto: J.-P. Lienhard, Basel © 2009


Nageln Sie ihn mit Fragen; die Basler Zeitung hat es schändlich unterlassen, über diesen Diebstahl am Gemeinwesen korrekt und umfassend zu berichten (siehe auch Artikel auf webjournal.ch - Link hier unten).

Basel und die nordwestschweizerische Region hat viel Geld in das Werk gesteckt (Roche, Migros, Sandoz, Lotteriefonds etc.).

Die baz vermittelte lediglich, was deutsche Korrespondentinnen aus den elsässischen Zeitungen abgeschrieben hatten, wobei die elsässischen Zeitungen nur die Verlautbarungen der Politik verbreiteten… So ist das mit der baz!


Die Basler Zeitung berichtet sowieso nicht mehr aus der elsässischen oder badischen Region - mit Ausnahme von Abgeschriebenem oder Tage später via Agenturmeldungen.

Was die Aussteller bieten

Bio-Lebensmittel (Auszug)

• Le Biodôme: die ganze Palette von Bio-Produkten (Empfehlung J.-P. Lienhard)

• Valentin Züsslin, Orschwihr: Bidoynamische Weine (Empfehlung J.-P. Lienhard)

• Jean BECKER: Domaine du Zellenberg - Riquewihr (Wein)

• `s Humpàloch, J.-Jacques Rupfel: Bierbrauer mit Brau-Demo auf Platz («Humpà» = der Humpen)

• Boucherie Bio des 3 Frontières: Fabien Weber und seine Bio-Wurst- und Fleischwaren (Achtung: auf Französisch preist er «succulentes spécialités bio» an, doch mit stacheligen Kakteen hat das nichts zu tun - oder höchstens etymologisch…)

• Punte e Pasta: Bio-Teigwaren

• Freund & Fils (nicht der Obgenannte): Bio-Gemüse

• Gärtnerei Berg Binzen: Bio-dynamisches Gemüse



Andere Aussteller

• Communauté des Communes des 3 Frontières: Informationsstand zum Kompost und Kompostieren

• Compost Trinational, Dr. H. Ballmer (der Kompost-Papst von Basel): Vorführungen, Demos und Information zum Kompostieren

• Biotopes et Piscines Naturelles, Specker Sàrl: natürliche Schwimm- und Planschteiche, Biotope, Information

• Auch gesundheitliche Aspekte werden an Ständen mit sanitarischen Bio-Artikeln angesprochen.

• Ferner gibt es Stände mit Büchern, Bildern und Holzspielzeug.


• Marc und Béatrice Grodwohl zeigen Fotos von elsässischen Bauernhäusern, diskutieren über deren Einbettung in die Landschaft und Ökologie und blicken auf die Dörfer von heute.



Marc und Béatrice Grodwohl werden von Sam Keller, Direktor der Fondation Beyeler in Riehen, an der Museumsnacht 2009 wärmstens empfangen. Foto: J.-P. Lienhard, Basel © 2009


Schliesslich sind die Themen Wohnen und Energie prominent vertreten mit

• SET Gutzwiller Hegenheim: Solar-Heizungen, Holz und Kondensation

• Bertelé Aimé: Brennholz, Pellets und Späne

• Sundgau-Compost: Kompost, Mulch, Holzspäne etc.

• Shin Concept: elektrische Installationen und strahlungsarme Kommunikation

• EBM Elektra Birseck/EBM Thermique SAS: erneuerbare Energien, Photovoltaik, Solar, Holz, Blockheizkraftwerke (und was ist mit dem Kohlekraftwerk? Nageln Sie die Standbetreuer mit Fragen und Kritik!)

• Der Thermograph: Qualitätsdiagnostik zur Ermittlung des Isolationszustands

• Luft-Fotografie, J.-J. Diemer: Luft-Aufnahmen per Mini-Fesselballon



Info

1ères Rencontres Eco-Bio à Hégenheim

Sonntag, 1. September 2009 von 9 bis 19 Uhr

EINTRITT FREI

Zufahrt

• von Basel-Zoll Bachletten/Kiesstrasse bis zur rue de Bourgfelden (T-Kreuzung vor dem Zentrum), dann rechts und weiter bis zum Verkehrsteiler, dann links

• von Allschwil-Zoll Hegenheim bis zum Zentrum (nach dem Rest. chez Lucie), auf der T-Kreuzung rechts ab und weiter bis zum Verkehrsteiler, dann links




Situationsplan - Salle des Fêtes Hégenheim

Von Jürg-Peter Lienhard

Für weitere Informationen klicken Sie hier:

• L'Ecomusée décapité

• Rübe ab!

• Das Ecomusée wird zur «Affäre Büttner»

• Welcome to the Bio-Disco!


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