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Artikel vom 12.11.2008

Basel - Allgemeines

Unterwassergeburt eines Pfundskerls

Farasi - ein kräftiger Flusspferd-Junge - ist im Basler Zolli geboren worden und läuft schon munter herum, und auch bei den Klammeraffen gabs Zuwachs mit toller Haarpracht…

Von Redaktion



Farasi ist ohne Schnorchel unter Wasser geboren worden und steht schon auf den eigenen kräftigen Beinen: Man muss aber sehr still sein, wenn man ihn mit seiner Mutter im Flusspferdhaus besuchen will. Alle Fotos: Zoo Basel © 2008


Mit einer Wassergeburt hat Flusspferd Helvetia (17) am 6. November 2008 einen kräftigen Jungen zur Welt gebracht. Farasi geht bereits kurz mit seiner Mutter an Land spazieren. Helvetia säugt ihren Kleinen im Wasser und möchte Vater Wilhelm (18) noch nicht in ihrer Nähe haben, deshalb muss dieser sich noch eine Weile gedulden, bis er wieder gemeinsam mit seiner Familie baden darf.



Auch bei den Klammeräffchen gabs Nachwuchs, der zudem an jedem Wettbewerb der Coiffeurmeister den ersten Preis holen dürfte…

Bereits Tage vor der Niederkunft machten sich Anzeichen einer nahenden Geburt bemerkbar. Helvetias Euter war merklich angeschwollen, und als der Tierpfleger des Basler Zollis am frühen Nachmittag des 6. November Wehen bemerkte, holte er Helvetia in den Stall. So konnte der kleine Farasi um 16 Uhr im angenehm warmen Wasser des Innenbeckens seine erste Begegnung mit der Aussenwelt machen.

Helvetia stupste ihr Neugeborenes erst einmal mit der Nasenspitze zum Atmen an die Wasseroberfläche. Danach hiess es für Farasi abtauchen und Mutters Milchquelle suchen. Vater Wilhelm (18) wurde für die Zeit der Geburt in einen anderen Stall gebracht. In der Natur sondern sich Flusspferdmütter in dieser Zeit von der Herde ab und lassen kein anderes Tier in ihre Nähe. Auch Helvetia reagiert abwehrend gegen ihren Partner; es kann Tage dauern, bis dieser sich gemeinsam mit Mutter und Kind ins Badebecken wagen darf.

Auch von Seite des Publikums mag Helvetia allzu viel Lärm im Moment nicht leiden. Damit sich die Beziehung zwischen Mutter und Sohn ungestört festigen kann, ist es wichtig, dass sich Besucherinnen und Besucher den beiden möglichst leise nähern.



Die Innigkeit, mit der sich die dicken Kerle zugeneigt sind, ist doch erstaunlich und verlangt grössten Resepkt.


Farasi ist Helvetias und Wilhelms achtes Kind. Seine grosse Schwester Chimala (3) ist einen Tag vor der Geburt ihres Bruders in den Zoo Hannover gereist. Farasi wird noch etwa acht Monate bei seiner Mutter trinken und erst in einigen Wochen versuchen an den ersten Halmen zu knabbern.

Flusspferde sind rund acht Monate trächtig. Die Geburt selber geht jeweils sehr schnell, ähnlich einer Sturzgeburt, vonstatten. Das Neugeborene wiegt zwischen 45-50 Kilogramm, das sind etwa zweieinhalb bis drei Prozent des Körpergewichtes der Mutter, die um die drei Tonnen wiegt. Junge Flusspferde sind Nestflüchter, folgen der Mutter also gleich nach der Geburt. Gesäugt wird ausschliesslich unter Wasser, dabei legt sich die Mutter auf die Seite, damit das Kleine gut an die zwei Zitzen gelangt. Alle 20-40 Sekunden taucht das Baby auf, um Luft zu holen.

Flusspferde kommen in Afrika südlich der Sahara vor. Ihr Bestand wird auf rund 125.000 - 148.000 Tiere geschätzt, Tendenz abnehmend





Fünf Hände und eine silberne Mütze

Auch im Affenhaus des Zollis gab es Familienzuwachs: am 24. Oktober 2008 bei den Klammeraffen. Das Kind von Mutter Tica Tequila (12) klammert sich im Moment noch eifrig an seine Mutter, aber schon bald wird es sich in klammeraffentypischer Akrobatik versuchen.

Klammeraffenfrau Tica Tequilas (12) drittes Kind wird für menschliche Augen in eine sehr aussergewöhnliche Gesellschaft hineinwachsen. Am 24. Oktober geboren trägt es zurzeit noch die charakteristische Kleinkinderhaartracht mit langen silberblonden Haaren, die in schwungvollem Wirbel seinen Säuglingskopf zieren. Seine fünfte Hand, der bei Klammeraffen zum Greiforgan ausgebildete lange Schwanz, wird es erst mit der Zeit zu gebrauchen in der Lage sein. Aufmerksame Besucherinnen und Besucher können seine Entwicklungsschritte täglich live mitverfolgen.

Klammeraffen leben in acht verschiedenen Arten und diversen Unterarten in den Regenwäldern Mittelamerikas. Gruppen von bis zu vierzig Individuen, die von territorialen Männchen verteidigt werden, ziehen durch die oberen Stockwerke der Urwaldriesen. Schwing-hangelnd bewegen sich die koboldhaften Trapezkünstler entlang regelrechter Ast-Strassen, wobei von Baumkrone zu Baumkrone Flüge bis zu zehn Meter möglich sind.

An diese akrobatische Fortbewegung sind sie mit einigen körperlichen Merkmalen bestens angepasst. So sind die Arme viel länger als die Beine, und die Hände mit langen schlanken Fingern zu eigentlichen Haken ausgebildet. Von den Daumen, die beim schnellen Lösen der Griffe hinderlich wären, sind nur noch kleine Stummel übrig. Als zusätzliches Greiforgan dient der kräftige und lange Schwanz, der innerhalb der Primatenverwandtschaft den Vertretern der neuen Welt eigen ist.



Mutter Tequila guckt etwas gar blasiert in die Linse. Verständlich allerdings, bei so einem toll frisierten Nachwuchs.


Diese fünfte Hand ermöglicht den aussergewöhnlichen Affen nicht nur, in kopfüber hängender Position mit beiden Händen Früchte oder süsse Blüten zu ernten, sie stellt für die verspielten Gruppentiere auch ein zusätzliches dicht mit Tastsinneszellen besetztes Organ für vielfältige soziale Kontakte dar.

Die Gruppe im Zoo Basel besteht zurzeit aus neun Tieren. Geoffroy-Klammeraffen gelten nach der Roten Liste der IUCN (World Conservation Union) als bedroht.
Das Geschlecht von Tica Tequilas Kind ist noch nicht bekannt. In den nächsten zwei Monaten wird es noch seitlich am Bauch der Mutter und später auf ihrem Rücken anzutreffen sein. Klammeraffenkinder werden bis zu zwei Jahre lang gestillt. Schon bald aber wird das kleine Äffchen zusammen mit dem gut einjährigen Eño und der zweijährigen Dicha ein Spieltrio bilden, welches unermüdlich seine ausgelassenen Spässe treiben wird.

Von Redaktion



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