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Artikel vom 09.02.2008

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Ottokars Cinétips

Dubiose politische Implikationen

Drehbuchautor Aaron Sorkin («The west Wing»), Regisseur Mike Nichols («The Graduate», «Catch 22») und Hauptdarsteller und Produzent Tom Hanks haben eine Hollywood-Komödie gedreht, die eine Politsatire sein sollte

Von Ottokar Schnepf



Die Milliardärin und der Kongressabgeordnete: Julia Roberts und Tom Hanks.


500 Milionen Dollar für die Bewaffnung der afghanischen Mudschaheddin im Kampf gegen die sowjetische Besatzung in den 1980er Jahren. Interessantes Thema für eine politische Komödie, die bei aller Ironie nie wirklich zur Satire wird.

«Charlie Wilson's War» ist ein US-amerikanischer Film. Deswegen ist die Sicht auf die politischen und kriegerischen Auseinandersetzungen in Afghanistan, die der Film behandelt, eine ganz explizit amerikanische. Ein ganz anderes Licht werfen nämlich russische Ansichten auf die Geschehnisse der achtziger Jahre.

Doch von der Vorgeschichte des Konflikts erfährt man sowieso nichts. Das Geschehen wird nicht hinterfragt. So dass bei Unkenntnis der Zusammenhänge beim Zuschauer die Meinung erweckt wird, die USA sei der Bevölkerung Afghanistans aus purem Humanismus beigesprungen.

Etwas Wahres wird gezeigt: Die amerikanische Art, in einem Land einen Feind zu vertreiben und das Land nachher sich selbst zu überlassen.

Die Geschichte selbst hat aber einen realen Hintergrund: Der liberal-demokratische Kongressabgeordnete, Alkoholiker und Womanizer Charles Wilson sass in einem Ausschuss, in dem über Gelder für Geheimdienstoperationen entschieden wurde. Dort gelang es ihm, die Mittel für die Bewaffnung der Afghanen von ursprünglich einer Million Dollar auf schliesslich 500 Millionen heraufzusetzen.

Nicht weniger obskur war das Bündnis diverser islamischer Staaten, das Wilson gemeinsam mit einer reaktionären Society-Lady und einem bärbeissigen CIA-Agenten zustande brachte, um mit einflussreichen israelischen und ägyptischen Hintermännern Waffen aus sowjetischen Beständen für die Mudschaheddin zu besorgen.

Diesen Stoff behandelt «Charlie Wilson's War» mit einem Tom Hanks als Polit-Filou und Lebemann in der Titelrolle und Philip Seymour-Hoffman als un- diplomatischer und knochentrockener CIA-Agent mit genussvollem Vergnügen. Doch die politische Haltung der Geschichte bleibt dubios.

Denn was will uns dieser Film mit seinen reaktionären Identifikationsfiguren eigentlich erzählen? Dass Weltgeschichte eine absurde Angelegenheit ist? Dass man an demokratischen Institutionen vorbei mit Steuergeldern Privatkriege finanzieren soll? Die wirklich entscheidende Frage: Wen unterstützte man da eigentlich und welche Ziele verfolgten diese Leute? - diese Frage stellt sich der Film nicht.


Von Ottokar Schnepf


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