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Artikel vom 02.12.2005

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Jürg Wyttenbach wird 70

Ach ja, wers immer noch nicht glauben will: er ist kein «Klavier-Zerstörer» - aber er ist ein «Provokateur» geblieben

Von Jürg-Peter Lienhard



Keine Haare, dafür Ohren und musikalisches Genie: Jürg Wyttenbach, hier als Dirigent, obwohl er als Klavier-Solist und Komponist ebenso bedeutend ist.



Zum 70. Geburtstag am Freitag, 2. Dezember 2005, hat Radio DRS II dem Musiker und Komponisten Jürg Wyttenbach eine eineinhalbstündige Sendung gewidmet, in der er persönlich aufschlussreich zu Wort kam: Der in Basel lebende Musiker war in den siebziger Jahren an den sagenhaften Montagabenden in der damaligen Basler «Komödie» als «Klavier-Zerstörer» weit über die Landesgrenzen hinaus «berüchtigt» geworden…

Nun hat er im Interview von Radio DRS II vom Donnerstag, 1. Dezember 2005, erneut darauf hingewiesen, dass er beim damals stark beachteten und kontroverse Emotionen hervorgerufenen Konzert keineswegs «ein Klavier zerstörte», sondern lediglich ein «speziell dazu präpariertes kaputtmachte». Indem die echten Saiten und Hämmer durch «gezinkte» Mechanik ersetzt worden war, was beabsichtigterweise erlaubte, dem Publikum die Illusion einer «Klavier-Zerstörung» vorzugaukeln… (Im Budget des damaligen Theater- und Komödien-Direktors Wener Düggelin lag ja schon dazumal, in den «goldenen Zeiten» des Basler Theaters, kein echt zerstörter Flügel drin, denn es war obendrein ein Flügel und nicht «nur» ein Klavier…)

Das Konzert war eine Provokation für traditionelles Hörbewusstsein und beabsichtigte eben die Aufmerksamkeit auf die Musik und nicht auf «Hörgewohnheiten». Eine einzige «Provokation», die Wyttenbach als Lehrer der Akademie lange den Ruf des «Klavier-Zerstörers» einbrachte. Ein Vorurteil, das allerdings lange anhielt, ihm als engagierten Musikwissenschafter eben «nichts ausmachte», wie er leicht untertrieben in der Radiosendung zu seinem 70. erklärte…

Wyttenbach ist den Basler Musik- und Theaterfreunden ein Begriff, zumal er auch international und in engeren, der «modernen Musik zugewandten» Kreisen sehr viel Respekt geniesst. Respekt nicht nur als Klaviervirtuose, der seinen «structus fundus» bei Mozart und Beethoven erworben hat, sondern fast mehr noch als Dirigent und schliesslich insbesondere auch als Komponist.

Der in Bern geborene Jürg Wyttenbach hat sein «Handwerk» bei seinem Vater gelernt, der Klavierlehrer und hellhöriger Musiker war. Als Jugendlicher begleitete Jürg Wyttenbach seinen «berggängigen» Vater oft ins Wallis, wo der junge Musiker nicht nur das seltsame alemannische Idiom der Lötschentaler erfuhr, sondern auch auf das Sujet für eine seiner eigenwilligsten und provokativsten Kompositionen (für Walliser Sprecher) stiess.

Wer immer ihn hartnäckig als «Klavier-Zerstörer» in Erinnerung hält, sollte wissen, dass Jürg Wyttenbach neben Mozart und Beethoven - nicht zuletzt auch durch die Begegnungen mit seinen Studenten und Studentinnen - über Schönberg zu den «Darmstädtern» zur sogenannten neuen Musik gekommen ist. Aber nicht dort stehengeblieben ist - oder sagen wir: stehenbleibt!

Von Jürg-Peter Lienhard

Für weitere Informationen klicken Sie hier:

• Mehr über Jürg Wyttenbach

• Jürg Wyttenbach live auf Radio DRS II am 1.12.2005, 22.35-0.00 Uhr in «CH-Musik»


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