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Artikel vom 31.08.2005

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Elsass - Allgemeines

Hommage (keine Werbung!)

Lucie wieder unter den Leuten!

Madame Lucie Metzger von Hegenheim ist jetzt «Kundenbetreuerin» in ihrer ehemaligen Beiz

Von Jürg-Peter Lienhard



Lucie voll im Saft und mit einem ihrer sagenhaften «Tschäpper» bewaffnet prostet vegnügt und mampft mit grosser Sachkenntnis und Appetit bei ihren Pariser Freunden vom Meeresfrüchte-Stand an der «Degustha 2005». Alle Fotos: J.-P. Lienhard, Basel © 2005



HEGENHEIM (ELSASS).- Die sagenhafte ehemalige Wirtin des Velofahrer-Beizleins «Baslerstab» (oder: «Chez Lucie») grad nach der Allschwiler Grenze in Hegenheim, hat die düstere Periode der «Abnabelung» überwunden und ist wieder dort anzutreffen, wo sie hingehört: In diese schrullige Kneipe mit dem Velo an der Hauswand und dem gemütlichen Gärtlein - Lucie Metzger ist wieder bei den Gästen!

Lucies Ruf geht weit über die Landesgrenzen und weit über das Grenzland Dreyeckland hinaus, auch wenn sie vornehmlich in Allschwil ihr «Unwesen» treibt.

Am kommenden 2. Februar 2006, wird sie ihren 80. Geburtstag feiern können. Übrigens zusammen mit dem ehemaligen französischen Staatspräsidenten Valéry Giscard-d‘Estaing, dem sie seit Jahren jedes Jahr zum Geburtstag schreibt; und er ihr auch - sie hat schon eine ganze dicke Sammlung seiner Dankeskarten. Ihren Wunsch zum kommenden Achtzigsten, glaube ich ihr aufs Wort: Eine Rundfahrt auf dem Harley-Davidson-Sozius des Leichenbestatters und Storchenvaters von Allschwil, Hans Bieli…

Ja, und am Dienstag, 30. August 2005, hat sie - hoppla - darauf bestanden, dass ich sie zum letzten Messetag der Hagenthaler Wein- und Käsemesse «Degustha 2005» mitnehme. Wir haben gut gefuttert zusammen, aber noch mehr wird mir in Erinnerung bleiben, wieviel wir zusammen gelacht haben. Lucie ist eben «eine Nüméro», eine «Nummer» für sich, und sie kennt an jedem Ecken und auf jeden Schritt alle, wirklich alle Leute.

Lucies Geheimnis: so banal wie genial!

Das ist denn auch das Geheimnis Ihres Erfolges, ihres geschäftlichen Erfolges zumal, den sie öffentlich so zu verstecken weiss, dass er mit ihrer Liebenswürdigkeit, mit ihrer Offenheit und ihrem Erzähltalent komplett im Gegesatz steht: Lucie hat ein geniales Namens-Gedächtnis. Wenn sie einmal einen Namen gehört und verinnerlicht hat, kann der Mensch Monate, ja Jahre später wieder auftauchen, und sie begrüsst ihn freudig mit seinem Namen.

Der «Trick» dabei: diese «personalisierte» Anrede vermittelt dem Gast das Gefühl, «DER besondere Gast» bei Lucie zu sein! Und das ist er aber dann auch!! Das sollte man mal den an der St.-Galler-Wirtschafts-Uni menschlich verlumpten Managern vorführen…

Depressionen sind schlimmer als Operationen!

Lucie hat eine schwere Zeit hinter sich; eine Leidenszeit, die doch ein paar Jahre dauerte: Nach einer Bypass-Operation war die rüstige «Nudle» nicht mehr wiederzuerkennen. Sie, die vor ein paar Jahren auch das Sujet der Basler Fasnachts-Clique «Central-Club Basel» (CCB) abgab, und deren Morgestraich-Laterne nun die Beiz ziert, geriet in eine tiefe Depression. Das zwang sie zur Aufgabe ihrer geliebten Beiz, deren Führung sie an ihren Sohn abgab. Doch ihr fehlte danach die Aufgabe, der Umgang mit den Gästen und sah alles schwarz, rabenschwarz.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass danach die Beiz ihre wesentliche Attraktion verlor, nämlich die rührselige «Wurzel» Lucie, die jedem noch so Geringen gleichwohl so etwas wie eine «Heimat», eine «Stube», um genauer zu sein, gab. Lucie lebte fortan komplett zurückgezogen in ihrer an die Beiz angeschlossenen Wohnung, und wenn man sie mitleidend besuchte, wurde man mit Klagen und Gejammer so überhäuft, dass man selbst krank zu werden drohte. Vor zwei Monaten stürzte sie zudem so unglücklich, dass sie sich auch noch einen Arm brach, der etwas scheps verheilte.

Fast wieder ganz «die alte» Lucie!

Doch, o Wunder, die Hilfsbedürftigkeit, die ihre Bresten verursachte, brachte sie wieder in die Beiz zurück, wo sie nun, da sie nicht mehr selber kochen mag, mittags täglich ihre Mahlzeit einnimmt und danach buchstäblich als allseits geliebte «Prinzessin» mit ihren alten Kumpels «Hof hält».

Dabei ist ihre Energie wieder erwacht - manche Junge haben da Mühe mitzuhalten, und sie macht es gleich vor: Das vergangene Wochenende war ihr «Wochenende des Festens und Feierns». «Zwei Tage Allschwiler Dorffest und einen kulinarischen Ausflug an die Degustha von Hagenthal», verkündete sie stolz, ziemlich spät nach Mitternacht im Kreise der alteingesessenen Gäste im Garten ihrer ehemaligen Beiz.

Machen wir uns nichts vor: Lucie geht gegen 80, es geht insgesamt doch langsamer. Aber ihren Humor und ihr gewaltiges Talent für Unterhaltung und ein untrügliches Gespür für menschlichen Umgang sind wieder erwacht! Es lebe Lucie, und sie möge noch lange leben, um mit ihren Gästen, Kumpels und Freunden zu Klatschen, Tratschen und vor allem zu Lachen!

Gäll, Lucie?




Lucie mit «der typischen Handbewegung» einer Beizerin im Elsass - allerdings ist das kein «Elsässer», sondern ein Bordeaux, den sie stets beim Händler Guy Morin in Fronsac orderte und der von ihren teils höchst prominenten, aber stets gerne auch inkognito auftauchenden Gästen so geschätzt worden war. Foto vom 30. August 2005




Die Gaststube «chez Lucie» mit der Morgestraich-Laterne-Vorderseite. Die Karikatur zeigt Lucie getreulich bis ins Detail mit ihrer «Brosche», einer goldenen Allschwiler Fasnachts-Plakette sowie einem ihrer berüchtigten Tschäpper: Wenn sie so einen aufhat, geht sie entweder an eine Beerdigung oder an ein Dorffest… Nicht alle ihrer «Chauffeure» (auf Französisch hat «Chauffeur» einen doppeldeutigen Sinn!), wollen so mit ihr ausfahren…




Die Bar mit dem hölzernen Velo - das geschichtsträchtige, echte Velo, hängt jetzt draussen an der Hauswand vor der Eingangstüre und entspricht dem Ruf der Beiz: Ein «Ziel» so mancher Ausfahrt ins Sundgauer Hügelland - aber «Ziel» häufig noch vor dem «Start»…




…und die Rückseite der Fasnachts-Laterne mit der Karikatur dessen, was an diesem «Ziel» in Hegenheim «chez Lucie» schon so alles passierte…

Von Jürg-Peter Lienhard


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