Anzeige:
Abschaltung

Artikel vom 17.07.2005

Druckversion

Reusdal räuspert…

Die Botschafter des Wetters

Einmal nass und kalt, einmal trocken und heiss, und immer anders - wer kann, sollte den Vorhersagen aus dem Weg gehen

Von Mitch Reusdal



Die Wettersprache des SF-DRS-Meterorologen Bucheli macht manchen Buchwehli…



Wenn man jeden oder fast jeden Tag die Wetterprognose über sich ergehen lässt, muss man ja dusselig werden. Welche Prognosen gibt sie ab, welche (verborgenen) Ideen setzt sie in die Welt, in welcher Sprache drückt sie sich aus? Beispiele aus dem Wortschatz der Meteorologen vom Schweizer Fernsehen DRS in Zürich (!):


«Die Tiefdruckzonen bewegen sich regelmässig von der Biscaya nach Osten und führen auf ihrer Südflanke fast immer feuchte Meeresluft gegen unser Land.»

Meistens kommt das Wetter aus dem Westen, und wir können nichts dagegen tun. Wir sind ihm hilflos ausgesetzt. Es verletzt unser «Selbstwertgefühl».

«Manchmal erstreckt sich ein Zwischenhoch zwischen zwei Tiefdruckgebieten...»

Anders gesagt: Das Wetter macht, was es will. Gegen unseren Willen. Rücksichtslos.

«...aber morgen setzt Regen im Gebiet zwischen Alpsteingebiet und Prättigau ein.»

So lernen wir mit der Meteorologie auch gleich noch Schweizer Geografie.

Nachmittags Regentropfen

«Gegen Abend wachsen in den Alpen und den Voralpen die ersten Quellwolken in die Höhe. Vereinzelte Gewitter sind wahrscheinlich. Während der Nacht ziehen auch in der übrigen Schweiz erste Wolken auf. Die Front kommt rasch nach Westen voran, da und dort gibt es Schauer. Es könnte Hagel dabei haben. Hinter der Abkühlung steht eine Kaltwetterfront. Dichte Wolken ziehen über unser Land hinweg, aber es ist warm. Oder es ist kalt, und es ziehen keine Wolken über unser Land.»

Je nachdem. Einen kleinen Vorteil muss man haben, sonst lohnt sich das Wetter nicht.

«Am Nachmittag erwarten wir die ersten Regentropfen. Die Woche beginnt turbulent, aber schon am Mittwoch kehrt das sommerliche Wetter zurück. Die Restwolken ziehen Richtung Österreich ab.»

Die sollen auch etwas vom Wetter haben. Schliesslich hört das Wetter nicht auf der Linie Alpstein-Prättigau auf, und wir behalten nicht alles für uns.

«Mitte Woche werden die Wolken weniger.»

Und die Sonne mehr.

«Ein Gemisch aus Sonne und dicken Wolkenfeldern bestimmt das Wetter in den nächsten Tagen, aber im Raum Seeland-Freiburger Voralpen scheint bis um die Mittagszeit noch die Sonne. Ein besorgter Blick zum Himmel zeigt es: Es geht regnerisch weiter. Zwischen Jura und den Alpen ist viel feuchte Luft eingeklemmt, aber es reicht für ein paar Sonnenstrahlen.»

Meteorologie ist eine Form der Tröstung. Das Wetter ist miserabel, es macht, was es will, aber wenigstens schaut irgendwo und irgendwann die Sonne kurze Zeit hervor.

Mit der Sonne steigen die Temperaturen

«Am Morgen hat es Wolken, am Nachmittag hat es Regen, morgen hat es noch Feuchtigkeit, vor allem hat es von allem ein bisschen, vor allem im Raum Napf-Entlebuch, westlich der Reuss, westlich der Linie Uster-Päffikon-Glarus, östlich der Linie Andermatt-Schaffhausen, dann gibt es die ersten Niederschläge, bis es wieder keine Niederschläge mehr gibt. Nur im Raum Greifensee-Pfannenstiel hat es noch ein kleines Gewitterrisiko.»

Was in der Risikogesellschaft kein Problem ist.

«Es ist kühl und nass, so macht das Juli-Wetter keinen Spass.»

Ein Reim! Ein Reim! Wer hätte das gedacht! Sofort aufschreiben!

«Im Toggenburg können noch letzte Tropfen fallen. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass die Strassen nass werden. Aber dann wird aus Grau endlich langsam Blau. Im Wallis hat es viel Sonne. Rund ums Mittelmeer ist es sommerlich warm. Am Donnerstag blüht der Juli so richtig auf. Der Trend Richtung Trockenheit ist da. Die Nullgradgrenze verabschiedet sich auf 3600 Meter. Die Sonne hat uns fest im Griff. Es gibt T-Shirt-Temperaturen.»

Was ist eigentlich «schönes Wetter»? In Spanien, das von der schlimmsten Trockenheit seit 60 Jahren heimgesucht wird, ist damit bestimmt alles andere als «Badewetter» gemeint.

«Die Sonne setzt sich endlich in Szene. Grundsätzlich also ein recht erfreulicher Tag. Die Temperaturen steigen mit Unterstützung der Sonne wieder an. Der Sommer, sehr verehrte Damen und Herren, lässt also grüssen. Damit verabschiede ich mich von Ihnen und wünsche Ihnen noch einen schönen Abend.»

Und wir grüssen zurück und bedanken uns für die vielen Bemühungen der Meteorologen, das Wetter an uns vorbei zu dirigieren oder zu lotsen und zu lenken, damit wir nicht zuviel Nässe abbekommen und nicht zu sehr der Trockenheit ausgesetzt werden und gerade noch mit dem Leben davonkommen.

Von Mitch Reusdal


Klicken Sie hier, wenn Sie fortan bei neuen Artikeln dieses Autors benachrichtigt werden wollen!


Anzeige:

Latein8



Nach oben


Copyright © 2003 by webjournal.ch

 

Die Funktion Newsletter ist wegen Spam blockiert. Schreiben Sie eine Mail an info(ad)webjournal.ch mit dem Betreff: «Bitte newsletter zusenden» Besten Dank für Ihr Verständnis.