Anzeige:
Abschaltung

Artikel vom 31.03.2005

Druckversion

Service Public

Tippen statt Sudeln

Ab heuten Freitag akzeptiert die Post in der Region Basel keine handgeschriebenen Adressen mehr

Von Jürg-Peter Lienhard



Schluss mit unleserlichen handgeschriebenen Adressen auf Brief- und Paketsendungen: Die Schweizerische Post akzeptiert nur noch maschinenlesbare Anschriften. Foto: PTT © 2005



BASEL.- Die schweizerische Post schliesst die letzte Lücke in der automatischen Postverarbeitung: Handschriftliche Adressen werden bei der Post nicht mehr akzeptiert. Dem Kunden stehen in den Poststellen extra dafür konfigurierte Kleincomputer zur Verfügung, womit sie maschinengeschriebene Etiketten erstellen und über ihre handschriftlichen Adressen kleben können.

Die Kreispostdirektion Basel mit ihren 35 verbliebenen Postämtern macht ab heute Freitag den Anfang der bald schweizweit eingeführten Neuerung. Vorerst ist dieser Dienst in der «Testregion» Basel während der Einführungszeit gratis, soll dann aber künftig pro Adresse 35 Rappen oder ab zehn Adressen noch 30 Rappen pro Stück kosten.

Die häufig schwer leserlichen handgeschriebenen Adressen auf Couverts und Paketen verursachen der Post Kosten in Millionenhöhe: Weil sie nicht von Scannern gelesen werden können, müssen sie von Hand «eingetöggelt» werden, damit sie von den vollautomatisierten Sortiermaschinen befördert werden können. Und weil auch die meisten Adressen mehr gesudelt, denn lesbar geschrieben sind, braucht die Erfassung von Hand nicht nur über Gebühr viel Zeit, sondern viele Sendungen kommen als «unzustellbar» zurück und erfordern manchmal zwei bis drei Zustellversuche, bis endlich Name, Strasse oder Ort korrekt eruiert worden sind.



Das Adress-System, wie es nun in den Postämtern der Basler Region für die Kunden bereitsteht: Tatstatur mit Display und Etiketten-Drucker - alles in Selbstbedienung. Foto: PTT © 2005



Eine solchermassen schlecht lesbare Sendung kann daher der Post schnell mal Kosten bis zu fünfzehn Franken verursacht haben, bevor sie beim Empfänger ankommt. Noch sind immerhin über acht Prozent der Sendungen mit handschriftlichen Adressen versehen - Tendenz steigend. Tendenz steigend? «Ja», bestätigt Franz Hofmann von der Kreispostdirektion Basel an der Pressekonferenz vom Mittwoch, «trotz zunehmender Computerisierung, werden viele Postsendungen lieber von Hand adressiert als per Drucker.»

Die moderne Computer-Technik zwinge geradezu die Anwender, ihre Couverts von Hand zu beschriften. Denn die Drucker würden immer raffinierter, druckten Fotos und sogar CDs in bester Farb-Qualität. Nur: das Einrichten und das Formatieren des Druckers sowie beispielsweise das Umstellen des zuvor getätigten Druckjobs auf Adressendruck ist vielen viel zu umständlich und dauert daher zu lange.



Handschriftliche Adressen sofort überkleben - ein Kinderspiel. Es spart der Post Millionenbeträge. Foto: PTT © 2005



Schneller ist der Job erledigt, wenn man ihn mit Kugelschreiber auf den Umschlag schreibt - so bleiben die Einstellungen des Druckers erhalten, und man riskiert erst noch weder Fehldruck noch zerknitterte Couverts. Schliesslich wirke eine «handgeschriebene» Anschrift immer noch «persönlicher» als eine gedruckte.

Die neuen Adress-Stationen in den Postämtern von Basel und Umgebung stehen ab diesem Freitag in allen 35 Postämtern den Kunden vorerst gratis zur Verfügung: Über eine kleine Tastatur gibt man die Adresse auf einen hintergrundbeleuchteten Flüssigkristall-Display ein und erhält nach dem Drucken-Befehl aus einem handelsüblichen Dymo-Etikettendrucker eine Selbstklebeadresse ausgespuckt, die man sofort auf die Sendung aufkleben kann.

Kinderleicht zu bedienen

Der Umgang mit dem Adressiersystem ist zwar kinderleicht, etwa so leicht zu handhaben wie die elektronischen Adressbücher in den Telefonkabinen oder die Tastatur auf dem Handy. Die Medienvertreter an der Pressekonferenz hatten jedenfalls keine Mühe mit den kleinen Kästchen.

Die Kreispostdirektion Basel rechnet jedoch gleichwohl mit ersten Anlaufproblemen und will diese trotz Personalstopp mit zusätzlichem Berater-«Personal» abfedern: Die beiden Pfadfinderabteilungen Sankt Johann (katholisch) und Rheinbund (protestantisch) stellen am Einführungstag jeweils Zweierteams ihrer Computergruppen unentgeltlich zur Verfügung - darunter szenebekannte Hacker und Freaks -, die den Postkunden bei Fragen zur Seite stehen sollen. Ganz nach dem Pfadfindermotto: «Jeden Tag eine gute Tat!»

Achtung: Empfänger kommen an die Kasse!

Wer also ab heute Freitag in Basel und Umgebung Briefe oder Pakete mit handgeschriebenen Adressen aufgeben will, wird von diesen Pfadfindern freundlich auf die neue Dienstleistung in den Poststellen aufmerksam gemacht.

«Schlaumeier» werden natürlich sofort auf die Idee kommen, ihre handschriftlich adressierten Briefe einfach in den nächsten Briefkasten zu werfen und damit die Kosten für die Erstellung computerlesbarer Etiketten zu sparen.

Doch dann wird einfach der Empfänger zur Kasse gebeten, und zwar mit einem zusätzlichen Strafporto von fünf Franken, das allerdings die effektiven Kosten nicht ganz deckt, aber schrittweise in der kommenden Zeit angehoben werden soll. Dann wird sich herausstellen, ob die handgeschriebene Adresse allenthalben immer noch als «persönliche Note» angesehen wird…

Von Jürg-Peter Lienhard


Klicken Sie hier, wenn Sie fortan bei neuen Artikeln dieses Autors benachrichtigt werden wollen!


Anzeige:

PlagScan



Nach oben


Copyright © 2003 by webjournal.ch

 

Die Funktion Newsletter ist wegen Spam blockiert. Schreiben Sie eine Mail an info(ad)webjournal.ch mit dem Betreff: «Bitte newsletter zusenden» Besten Dank für Ihr Verständnis.