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Artikel vom 10.05.2016

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Theater Basel

Saison 2016/17 am Theater Basel: «Vom Mythos der Möglichkeiten»

Pressekonferenz zum Spielplan an Oper, Schauspiel und Ballett zu einem anspruchsvollen Generalthema, das aus vielen Perspektiven beleuchtet werden soll

Von Jürg-Peter Lienhard

Angesichts der kriegerischen Auseinandersetzungen in Syrien und Afrika, was Millionen von Menschen in die Flucht treibt, haftet dem Begriff «Schicksal» etwas Skandalöses an. Denn es ist ebenso verstörend wie anmassend, wollte man das individuelle Unglück, globale Nöte, gesellschaftliches wie persönliches Scheitern oder auch Gelingen mit «Schicksal» zu erklären. Unter diesen Gesichtspunkten will der Basler Theaterdirektor Andreas Beck und seine Crew in der am Dienstag, 10. Mai 2016, vorgestellten Saison 2016/17 erkunden, was vom «Mythos der Möglichkeiten» in uns lebt und uns antreibt. Für mehr hier klicken:

Noch nicht mal eine ganze Saison ist jetzt Andreas Beck und seine neuen Leute in Basel am Werk, und schon haben sie 31 Premieren abgehalten, und noch drei weitere warten. Dies, obwohl die neue Direktions-Aera «unter denkbar schlechtesten Bedingungen für einen Neustart» zu beginnen hatte: Umbau und Renovation zwangen zu einer länger als geplanten Zwangspause. Und auch jetzt sieht es in den Gängen hinter der Bühne aus, «wie in einem Bunker mit Notbeleuchtung» schilderte Beck die Situation. Und zudem hat der Zuschauerraum der grossen Bühne 150 Plätze weniger - weil dafür die Zuschauer mehr Beinfreiheit geniessen dürfen. Das schlägt sich natürlich auch in den Besucherzahlen nieder, wie ebenso die 35 durch die Bauverzögerung ausfallenden Spieltage.

Nichtsdestotrotz hat das Schauspiel 9’000 Besucher mehr zählen können - im Vergleich zum Vorjahr, wo mit 35 Spieltagen mehr nur 8’000 Plätze verkauft wurden. Auch wenn die Saison 2015/16 noch nicht abgeschlossen ist, Beck also sowieso keine absoluten Vergleichszahlen bieten konnte und daher wollte, scheint er doch mit Zuversicht darauf hinzusteuern, dass unter seiner neuen Crew gewiss von einer wesentlichen Besucherzunahme auszugehen ist. Auf jeden Fall strahlten die Direktorinnen und Direktoren von Schauspiel, Oper und Ballett auf dem Podest nicht nur eine gewisse Genugtuung über die meist erfolgreich besprochenen Produktionen aus, sondern stellten jeder für sich seine Sparte mit grösster Zuversicht vor. Mehr zu den bevorstehenden Produktionen können Sie mit untenstehendem Link erfahren.

Das Generalthema «Vom Mythos des Scheiterns» verspricht eine sehr interessante Saison. Die Frage ist jedenfalls, wie die Stücke umgesetzt werden. Ob der «Urfaust» zur «Conchita Wurst» verwurstet oder der «Wilhelm Tell» die Stange trinkt statt den Hut darauf zu grüssen - das ist zu befürchten, aber nicht zu hoffen. Denn das Thema ist mehr als gut gewählt - es ist, sorry, eine «Schicksalsfrage» auch für das Theater. Denn auch dem Theater drohen in diesen Zeiten populistische Wellen, so wie sie manchem Flüchtling auf dem Mittelmeer zum Schicksal wurden.

Und genau darum erinnerte Andreas Beck die grossartige Literaturperiode in der Zeit von Shakespeare, als es in London X Theaterhäuser gab, danach aber in der puritanischen Zeit während 200 Jahren kein Autor mehr nennenswerte Zeilen schrieb/schreiben durfte: «Es gibt Errungenschaften zu verteidigen, denn es gibt etwas zu verlieren, wenn man uns wegdiskutieren will», mahnte er, als er erklärte, dass genau aus diesem Grund die Saison 2016/17 mit der Shakespearschen Komödie «Was ihr wollt» eröffnet werden soll. Allerdings nicht im Theatergebäude selbst, sondern in Augusta Raurica, wo es zuerst drei Freilichtaufführungen geben soll. Dann zügelt die Produktion ins Foyer, wo man eine Arena wie in Augst einbauen will und wo dann weitere Aufführungen gespielt werden sollen. Der Vorverkauf dazu ist bereits eröffnet.

Guckt man sich die Liste der künftigen Produktionen an, sieht man eine unglaubliche Zahl von entweder Uraufführungen oder Schweizer Erstaufführungen. Viele Uraufführungen sind gar von hauseigenen Autoren oder von in Pflicht genommenen Auswärtigen getextet oder gestaltet.

Hier ein paar Rosinen aus dem gesamten Programm: «Die Tote Stadt» von Erich Wolfgang Korngold sei zwar eine wenig bekannte Oper, aber sie wird zurzeit im Klassiktelefon auf SRF Kultur II am Radio immer wieder gewünscht, mit Stücken, die betörend schön sind. Also so unbekannt scheint sie dann auch wieder nicht zu sein, wie die Operndirektorin, die Amerikanerin Laura Berman, meinte (offenbar hört sie das Schweizer Kulturradio nicht…). Dann darf man auch gespannt sein, wie «La Forza del Destino» von Verdi herauskommt. Die Oper passt nicht nur wegen des Titels, sondern auch wegen der ans Absurde gemahnenden Dramaturgie zum Generalthema des Saison-Programms.

Mit «Robin Hood» wird ebenso wie der Falschmünzer «Farinet» oder dem «Turm zu Basel» - gemeint der BiZ-Turm am Bahnhof - das persönliche Schicksal einer Figur oder das finanzielle Schicksal ganzer Länder behandelt. Auch das Schicksal von General Johann August Suter von Rünenberg und Kandern wird mit «Goldrausch» thematisiert.

Zum Thema gehört auch Mozarts «Don Giovanni» oder «Wilhelm Tell», inszeniert von Stefan Bachmann, der das Schillerstück zuerst in Basel aufführt und dann in Koproduktion mit dem Schauspiel Köln in diese Rheinstadt schickt. Auch Produktionen für Kinder kommen, zumal die vergangenen Produktionen für Kinder doppelt so viele Kinder-Eintritt zählten wie in den vorangegangenen Spielzeiten.

Das sind die paar Müsterchen, die so ziemlich vielversprechend tönen. Lesen Sie die Details des Saison-Programms via den untenstehenden Link. Schauen Sie sich ebenso das neue grafische Gesicht des Theater Basel an, das in der kommenden Saison vor allem mit den Spiegel-Bildern seiner Ensemble-Mitglieder werben will. Denn gemäss Beck sind es vor allem die Mitarbeiter am Theater, die zum Erfolg des Hauses beitragen.

Immerhin hat Andreas Beck und seine neue Crew spürbar einen frischen Wind in das alte Haus am Steinenberg gebracht, was nach der turbulenten Premierenserie noch immer anhält und wohl auch in die nächste Saison weht. Dazu gehört auch, dass er die Mitglieder der Theater-Vereine und die Genossenschafter am selben Tag zur Saison-Vorstellung einlud - damit sie nicht erst tags darauf aus der Presse zu erfahren haben, was sie erwarten wird, sondern gleichzeitig mit der Medienkonferenz an die Informationen gelangen können.

Von Jürg-Peter Lienhard

Für weitere Informationen klicken Sie hier:

• Die Saison-Vorschau 2016/17

• Das Ensemble


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