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Artikel vom 27.01.2010

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Ottokars Cinétips

Filme gehören ins Kino!

Zwei Filme in einem: «L'ennemi public nº 1» von Jean-François Richert - bestes französisches Kino, leider in Basel nur als DVD erhältlich

Von Ottokar Schnepf



Vincent Cassel verkörpert glamourös (!) Frankreichs gefeierten Nationalhelden und Staatsfeind Nr. 1 Jacques Mesrine.

«Solche Thriller wollen wir sehen» titelte die Bild-Zeitung in gewohnt grossen Lettern einen Beitrag über den französischen Film «L'ennemi public nº 1», der in deutschen Grosstädten und überall in Frankreich die Kinokassen füllte und dessen Hauptdarsteller Vincent Cassel für seine Rolle mit dem französischen Filmpreis geehrt wurde.

Doch der zweiteilige Film von Jean-François Richet hat trotz weiteren bestbekannten Darstellern wie Gérard Depardieu, Cécile de France und Ludivine Sagnier den Weg in die Deutschschweizer Kinos nicht gefunden. Die Romands hatten mehr Glück, in den Kinos von Genf, Lausanne etc. wurden beide Teile von «L'ennemi public nº 1» gespielt.

Aber auch wir in Basel, Zürich, Bern etc. wollen solche Thriller sehen. Warum werden sie uns vorenthalten? Warum muss der in der Deutschschweiz lebende Kinogänger solche Filme als DVD kaufen und zuhause im Pantoffelkino sich zu Gemüte führen?

Wo doch gerade für diese Art Filme wie der vorliegende die TV-Mattscheibe überhaupt nicht geeignet ist. Wenn Parallel-Montagen in zwei Bildern oder Szenenausschnitte in mehreren Sequenzen gleichzeitig zu sehen sind, ist die grosse Leinwand gefordert. Filme gehören ins Kino! Lediglich Kammerspiele aus Detail-, Gross- und Nahaufnahmen eignen sich für den Fernseher.

Seit das umgebaute und jetzt sieben Kinosäle aufweisende Küchlin-Kino im Besitz der Pathé Films AG ist, auch die Kinos Plaza und Eldorado gehören dazu, verfügt diese Filmverleih-Firma - vor Jahrzehnte noch war es den Filmverleihern untersagt eigene Kinos zu führen - insgesamt 10 Kinosäle. Trotzdem scheint es nicht möglich zu sein, für ein gewisses Publikum Filme wie «L'ennemi public nº 1» zu zeigen. Notabene ein Bespiel unter vielen.





Gangster mit Kultstatus

«L'ennemi public nº 1» schildert das Leben des legendären Kriminellen Jacques Mesrine; er war in den Siebzigerjahren der meistgesuchte und bekannteste Gangster Frankreichs.Trotz zahlreicher Verbrechen und Gewalttaten erreichte er Kultstatus und wurde dank abenteuerlicher Gefängnis-Ausbrüche und einem charmanten Umgang mit den Medien zu einer Art Robin Hood hochstilisiert.

1979 erschoss ihn die Pariser Polizei auf offener Strasse; in Frankreich ist sein Mythos noch immer lebendig, und sein Leben wurde bereits mehrmals verfilmt. Das jüngste Beispiel ist wohl das aufregendste, eine zweiteilige, mit drei Césars ausgezeichnete Biographie mit Vincent Cassel in der Hauptrolle, der für seine Darstellung von Mesrine zu Recht mit dem französischen Filmpreis geehrt wurde. Cassel gibt der Figur viel Coolness und Charme und lässt selbst die unglaublichsten Abenteuer glaubhaft werden.

Die Geschichte beginnt 1959. Mesrine kehrt aus dem Algerienkrieg zurück, wo er als Soldat bei Folterungen und anderen Greueltaten mit dabei gewesen ist. Statt sich in die kleinbürgerliche Existenz seines Elternhauses einzugliedern, begibt er sich lieber gleich auf die schiefe Bahn. Er gewinnt Zugang zum Unterweltboss Guido (Gérard Depardieu) und wird zum erfolgreichen Kleinkriminellen.

Nach ersten Gefängnisaufenthalten und dem Scheitern einer bürgerlichen Ehe verscherzt er es sich mit dem organisierten Verbrechen von Paris und flieht mit seiner neuen Geliebten (Cécile de France) nach Kanada. Dort werden die beiden als eine Art Bonnie und Clyde unter anderem als Entführer aktiv, bevor sie wieder ins Gefängnis wandern; Mesrine in eine brutale Hochsicherheitsanstalt, aus der er später spektakulär ausbricht.

So weit der erste Film, der unter der gekonnten Regie von Jean-François Richet eine oft beklemmende und von Gewalt dominierte Geschichte
erzählt.




Dehors ou mort!

Der zweite Teil schliesst chronologisch unmittelbar daran an, hat aber einen ganz anderen Charakter. Hier wird Mesrine nach seiner Rückkehr nach Frankreich gezeigt, wo er an seiner eigenen Legende strickt und weiterhin mordet und raubt, erpresst und entführt, raubt und ausbricht - immer nach seinem Motto «Dehors ou mort!».

Doch nicht mehr die beiläufige Brutalität steht im Zentrum, sondern das respektlose und oftmals witzige Spiel des bereits weithin für seine spektakulären Ausbrüche und furchtlosen Banküberfälle bekannten Mesrine.

Was auch immer, Vincent Cassel spielt die verschiedenen Studien des Jacques Mesrine virtuos und mit seinem eigenen Charme, wirkt sympathisch auch, etwa wenn es ihm gelingt, bei seinem eigenen Prozess den vorsitzenden Richter zu entführen und so zu entkommen. Solche Schelmenstücke haben Mesrine in Frankreich zur bleibenden Legende gemacht.

Von Ottokar Schnepf


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