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Artikel vom 07.12.2009

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J.-P. Lienhards Lupe

Noch mehr Leserbriefe!

Das dümmste Werbung…

Haut der Firma Saturn aufs Maul!

Von Jürg-Peter Lienhard



Kapitalistische Defäkation in Versalien: Verhunzung der Weihnachtsbotschaft durch die Firma Saturn in Inseratenbeilagen in Basler Zeitungen am Montag, 7. Dezember 2009.


Nein, gegen Dummheit ist kein Kraut gewachsen. Nicht mal der Herrgott bekam sie in Griff. Doch dumm und frech - dagegen muss man sich mit allen Mitteln wehren, auch wenn es ein Kampf gegen eine Grossmacht ist: Ein Kampf gegen einen Inserenten von mehrfarbigen Werbebeilangen in den Basler Zeitungen!

Heisst es nun «der» oder «das» Weihnachten, vielleicht gar «die» Weihnachten? Der Firma Saturn, Hochbergerstrasse 70 im neuen Einkaufscenter «Stücki» in Basel, Tel. 061-705 05 05, Fax 061-705 05 63, eMail kontakt@saturn-online.ch, ist das egal. In ihrer mehrseitigen Werbung, die am Montag, 7. Dezember 2009, den Basler Zeitungen beigelegt war, ist die Weihnachten sächlich: «das».

Nun ist deutsche Sprak swere Sprak, und seit der Neuen Rechtschreibung darf man ja sowieso schreiben, wie man will. Doch was die bodenlose Frechheit ausmacht, ist nicht etwa die mangelnde Kenntnis der Orthographie, sondern die Schamlosigkeit, womit der Konsumismus in der Weihnachtszeit zuschlägt: «DAS GEIZIGSTE WEIHNACHTEN DER SCHWEIZ»…

Das «Fest der Liebe» als «GEIZIGSTES FEST DER SCHWEIZ»? Weihnachten und Geiz in einen Zusammenhang bringen? Das schafft nur der Kapitalismus, dem ausser Gott Mammon gar nichts heilig ist, und der darauf zählt, dass die angesprochenen Massenmenschen ja eh nicht wissen, was Weihnachten heisst… oder Liebe…

Wer sich über die neusten Massenerscheinungen Fussballgewalt und Vandalimus empört, tut gut daran, die genannten Werbebotschaften eines enthemmten Marktes als Angriff auf die gesittete Gesellschaft verstehen zu lernen!

Einen grossen Bogen um die genannte Firma zu machen ist Pflicht für aufgeklärte Menschen und das wirksamste Mittel, sich gegen derartige Dummdreistigkeiten zur Wehr zu setzen: Dumm und frech - dagegen lässt sich was machen!


Leserbriefe»

Hajo Stork, Berlin, am 7. Dezember 2009:

ich habe Ihren Beitrag über die Mediamarkt-Werbung gelesen und kann Ihrer formalen Argumentation nicht folgen. Erstens: "Das Weihnachten" ist nicht nur orthographisch völlig korrekt – und nicht erst seit der blödsinnigen Rechtschreibreform, was logisch ist, denn das beanstandete "das" hat nichts mit Orthographie zu tun, sondern ist, zweitens eine Frage der Grammatik. Aber auch grammatikalisch ist dagegen nichts einzuwenden, was Sie in jedem beliebigen gängigen deutschsprachigen Wörterbuch bestätigt finden werden. "... seit der Neuen Rechtschrebung ...", wie Sie schreiben, ist schon weniger korrekt. Abgesehen davon, daß "Neuen" in diesem Falle klein geschrieben wird: Richtig wäre "... seit Inkrafttreten der Rechtschreibreform ..." Und auch die Aussage, jeder könne nun schreiben, wie er wolle, ist sachlich falsch, denn das ist keineswegs so. Hinter "heilig ist" in Ihrem Beitrag kommt übrigens kein Komma. Was ihre inhaltliche Kritik betrifft, stimme ich Ihnen gerne zu. (Geschrieben in traditioneller Rechtschreibung.)

Freundlicher Gruß in die Schweiz

Hajo Stork



Erich Fromm, paperholic.com, am 7. Dezember 2009:

Laut Sprachpolizei ist "DAS Weihnachten" schon erlaubt, allerdings bei uns nicht üblich.

Gehen wir von "ze wihen naht" (- Minnesänger Spervogel*) aus, übersetzen dieses Datum mit "Heilige Nacht" oder "Heiligabend", gelangen wir zum (besseren!) Slogan:

DER GEIZIGSTE HEILIGABEND DER SCHWEIZ

Der Slogan „Geiz ist geil“ - kreiert von der Hamburger Werbeagentur Jung von Matt - ist ja quasi das Erkennungsmerkmal von Saturn und steht auch im Logo der Firma:

http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Saturn-GeizIstGeil.svg&filetimestamp=20060913191015

Nun hat man diesen "Geistesblitz" offenbar in die weihnachtliche Schweiz umgeleitet, ohne deren sprachliche Besonderheiten zu berücksichtigen...

Herzliche Grüsse

Erich Fromm / Paperholic



René Minéry, Waldighoffen, am 8. Dezember 2009:

Félicitation pour l'article des "Weihnachtsgewinnler" sur webjournal. On fait tout pour l'argent.
Cordiales salutations
Annette et René



Michael Przewrocki, Basel, am 12. Dezember 2009:

unsere nördlichen freunde sagen noch vieles anders: der kader anstatt das kader, schemie, fferde, tsüchologie. und schweizerdeutsch lernen die sowieso nie so gut wie wir! lasst uns doch nur schmunzeln. verzichten können wir immer noch.

michael przewrocki


Von Jürg-Peter Lienhard


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