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Artikel vom 14.09.2009

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Elsass - Allgemeines

Mit Foto-Rundgang

Gut besuchte Bio-Messe

Nächstes Jahr wird es wieder eine Bio-Messe in Hegenheim geben, versicherten die Veranstalter

Von Jürg-Peter Lienhard



«Complet»: Bio-Beiz, geführt vom Bio-Dôme, dessen Menüs Koch Harry zubereitete. Blick in die Salle-des-Fêtes und auf die Ausstellungs-Stände. Foto: J.-P. Lienhard, Basel © 2009


Die Ambiance war «aufgeräumt», die Stimmung sympathisch und die Organisation reibungslos: Wohl hat der schöne Altweibersommer-Sonntag vom 13. September 2009 vielleicht die ganz grosse Masse vom Besuch der ersten Bio-Messe in der Salle des Fêtes von Hegenheim abgehalten, aber dadurch waren die Korridore zwischen den Ständen nicht überfüllt, und die Aussteller konnten um so besser ein interessiertes Publikum beraten - und auch verkaufen. So sind die Aussteller zufrieden; die Organisatoren um Michel Heinimann jedoch sahen sich bestärkt in ihrer Vision, dass die Bio-Messe nicht nur ein Publikum findet, sondern im nächsten Jahr eine Nachfolge haben soll.

Michel Heinimann muss im nächsten Jahr einen günstigen Termin finden, denn das elsässische wie auch das Basler Publikum war an diesem Sonntag gut bedient mit attraktiven Veranstaltungen und Anlässen. Heinimann hätte sich aber keinen besseren Start wünschen können, denn - könnte man etwas salopp sagen -, wurde dadurch der «Spreu vom Weizen» getrennt. Und bestärkte ihn in der Überzeugung, dass die Ausstellungsfläche und die Anzahl der Stände auch im nächsten Jahr platzmässig im selben Rahmen bleiben soll: der Qualität zuliebe.

Heinimann wird aber noch viel Arbeit und auch Versuchung auf sich zukommen sehen. Denn jetzt machte die «Avantgarde» mit, die von Leidenschaft und Überzeugung erfüllt ist. Die «Gschäftlimacher» warten bekanntlich ab… Dazu passt ins Bild, dass der Supermarché Freund von Hegenheim, der übers Jahr hindurch doch alles andere als Bio in den Regalen hat, hier einen Gross-Stand mit ausschliesslich Bio aufgestellt hatte…




Doch dafür hatten Organisationen und Vereine, die sich Themen wie dem Vogelschutz, dem gefährdeten Steinkauz, widmeten, oder Marc Grodwohl, der Gründer des Ecomusée d'Alsace, der im Iran ein Freilichtmuseum aufbaute, kostenlose Laufmeter frei. Diesen Initiativen mit ihren fragilen und schwachen Strukturen, aber erkenntnisfördernden Betätigungen, eine Ausdrucksmöglichkeit zu verschaffen, das ist ein wesentlicher Aspekt einer solchen «Durchmischung» von Kommerz und Kultur, auch wenn er eben hie und da ein Balanceakt ohne Netz und doppelten Boden bedeutet.

Die Handvoll Leute, die Marc Grodwohl an seiner Konferenz in der höchst ungünstig mitten in der Mitagessenszeit angesetzten Konferenz versammeln konnte, blieben fasziniert mehr als eine Stunde dabei - auch wenn Grodwohls DVD über sein vom französischen Kulturministerium initiiertes Engagement in Iran einfach nicht auf dem Grossbildschirm starten wollte und die Leute ganz nahe zu seinem Laptop rücken mussten, um seine erstaunlich faszinierenden Fotos zu sehen…




Die an seinen Vortrag anschliessende Diskussion zeigte ganz deutlich, dass es Leute gibt, die Ansprüche an die kulturelle Lebensqualität stellen und auch bereit sind, sich zum Erkenntnisgewinn fortzubilden und ihn in persönlichen Projekten auch materiell und ideell zu investieren. Der politisch engagierte Mann eines Paares war Gemeinderat und suchte Verständnishilfe für künftige Dorfbild-Projekte. Eine junge Frau arbeitet auf dem Bau und sucht nach baubiologischen Ideen, zumal für Lehmbau und Lehm-Isolation sowie künstlerische Anwendungen bei Naturbaustoffen. Und ein Hausbesitzer aus dem Midi ist begeistert vom Fachwerk seines elsässischen Hauses und ist daher auch bereit, dafür Arbeit zu investieren.

Der Vortrag Grodwohls zeigte ihn erneut von einer hochgradig sensiblen Aufmerksamkeit gegenüber den zivilisatorischen Entwicklungen, Veränderungen und Zuständen sowohl im Elsass, wie auch in Iran, wohin ihn das französische Kulturministerium entsandte und wo er wiederum als Feldforscher in der Bau- und Wohnkultur tätig war. Seine schönen Fotos bildeten trotz äusserlicher Verschiedenheiten eine ähnliche Struktur iranischer Holzhäuser mit den elsässischen Fachwerkbauten ab. Allein die Tatsache, dass ein französischer Fachmann sich mit diesen als «Bauten der Gewöhnlichen» verachteten Häuser derart intensiv beschäftigte, gab den Handwerkern aus dieser Tradition neue Anerkennung und führte zu einer enormen Aufwertung des baugeschichtlichen ruralen Erbes in der Region, wo sich das Freilichtmuseum befindet. Die Analogien zum Elsass waren unübersehbar und eklatant…




Solche Initiativen wie von Michel Heinimann zeigen jedenfalls auf, dass es dem Individuum in vielen Lebensbereichen möglich ist, selbst einen Beitrag an die Lebensqualität zu leisten und eine Veränderung herbeizuführen und mit dem Beispiel auch bei Leuten Aufmerksamkeit erwecken zu können, die sonst ihrem Alltagstrott verhaftet bleiben.


Foto-Rundgang: Fotos J.-P. Lienhard, Basel © 2009



Am Sonntagsmorgen war noch nicht viel los vor den Früchte- und Gemüseständen am Eingang zur Salle-des-Fêtes von Hegenheim.




Die Eva mit ihren Äpfeln heisst hier Mathilde. Was aber noch wichtiger ist als ihre Äpfel hier auf dem Bild, ist, dass die Äpfel aus den ehemals traditionellen Obstgärten stammen, wo in den HochstämmenVögel nisten können und so in vielfacher Hinsicht biologische Aufgaben erfüllen.




Marc Grodwohl wird von der Journalistin Ghislaine Mougel von den Dernières Nouvelles d’Alsace interviewt.




Der Herbst ist Zeit für Früchte und Fruchtsäfte. Bio-Früchte sind nicht chemisch behandelt, weshalb auch kein Pflanzenschutz mit dem Regen ins Grundwasser geraten kann. Das ist eines der wichtigsten Argumente für Bio-Produkte.




Christian Fuchs ist der Nachfolger des sagenhaften Ofensetzers Pierre Spenlehauer von Oltingen. Er war früher technischer Direktor des Ecomusée d'Alsace. Hier ist er am Mittagstisch mit Béatrice Grodwohl (rechts) und seinem höchst aufgeweckten Töchterchen Pauline, die eine richtige Leseratte ist und ein ausgesprochenes Flair für Natur hat.




Der Stand von Marc Grodwohl und seinem Film über das iranische Freilichtmuseum, das er mitgeholfen hat, aufzubauen. Rechts seine Frau Béatrice und links der frühere technische Direktor des Ecomusée d'Alsace und jetziger selbständiger Kachelofen-Bauer, Christian Fuchs mit seinem Töchterchen Pauline. Der Bub rechts ist zufällig dabei; er war jedenfalls am Film sehr interessiert…




Was genau da vor sich geht, habe ich nicht erkundet, aber es scheint sich um eine asiatische Wohlfühl-Methode zu handeln.




Sie heisst Laetitia und ist sehr interessiert an baubiologischer Literatur, von der es auch einige unter den Fachbüchern zum Thema Bio hatte.




Mein langjähriger Freund und Demeter-Bio-Winzer, Jean-Marie Züsslin (rechts) aus Orschwihr mit seinem Mitarbeiter aus Livorno (Italien, an der Grenze zur Südschweiz), der aber perfekt Deutsch spricht.




Monsieur Fuchs von Hésingue: Er ist nicht nur Gärtner und Blumenpflanzer, sondern auch sehr aktives Mitglied einer Folkloregruppe von Häsigà (ja, von wo der Pfarrer mit dem Söimässigà…).




Da sage noch einer, dass Holzspielzeug veraltet sei und Kinder nicht mehr interessiere. Die beiden Buben sind jedenfalls voll dabei, zumal das Spielzeug nicht nur schön, sondern auch interessant ist und man ganz viel daran harumfummeln kann…




In diesem Jahr ist eine Rekordernte an Früchten zu erwarten. Was nicht auf den Tisch kommt, wandert daher ins Schnapsfass, wo es gilt: Je reiner die Früchte, desto besser das Destillat.




Das ist jetzt so einer, vor dem ich den Hut ziehe (wenn ich einen anhätte): Er überlegte, wie man den Steinkauz vor dem Eierdieb, dem Marder, schützt - und hat eine simpel einfache Vorrichtung erfunden. Das tönt wie ein Eingriff in die Natur, aber der Mensch hat zuvor mit der unseligen Güterzusammenlegung Monokulturflächen geschaffen und Hochstämmer gefällt, dass er jetzt die eine Art vor der anderen schützen muss… So ist das eben mit den Eingriffen der Menschen in den Kreislauf der Natur!




Eine Auswahl von Sundgauer Honig.




Jean-Jacques Diemer gehört zur Diemer-Dynastie in Saint-Louis. Er ist der mit dem Fotogeschäft an der avenue de Gaulle und hat eine günstige Technik entwickelt, womit man Flugaufnahmen mit einem kleinen Fesselballon und ferngesteuerter Kamera vom Eigenheim oder von Baustellen, Industrieanlagen usw. machen kann. Damit kann man Helikopter- und Flugzeugmiete sparen oder dort aus der Luft fotografieren, wo Tiefflüge verboten sind.




Die Zutaten für ein Bio-Bier: Cerealien und Hopfen. Das Bio-Bier schmeckt wie Bier - erstaunlich, nein?




Hier war mal interessant zu erleben, wie ein Defibrillator bei einer akuten Herzattacke zum Einsatz kommt. Die Dame mit der Dummi-Puppe ist Ambulanzfahrerin und demonstrierte für den Samariterverein.

Alle Fotos: J.-P. Lienhard, Basel © 2009


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Von Jürg-Peter Lienhard

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