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Artikel vom 23.01.2009

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Ottokars Cinétips

Operation Walküre - geglückt!

Bryan Singer hat mit "Valkyrie" einen grundsoliden Thriller über Männer auf verlorenem Posten inszeniert - und macht einen deutschen Nationalhelden zum normalen Kinohelden

Von Ottokar Schnepf



Der umstrittene Stauffenberg-Film mit Tom Cruise ist nicht das Desaster, das alle erwartet haben.


Graf von Stauffenberg ist der «Star» unter den Hitler-Attentätern. Denn es gab weit mehr Männer, die den Barbaren töten wollten - und dafür fast immer mit dem eigenen Leben bezahlten. Und weil keiner im deutschen Offiziersmilieu als Selbstmordattentäter zur Verfügung stand - leider kannte man diese Kampftaktik noch gar nicht -, scheiterten sie alle. Und Hitler überlebt., auch den von Stauffenberg und seinen im nahe stehenden Offiziere ausgefeilten Anschlag vom 20. Juli.

Der Plan geht schon früh schief: Die Besprechung von Hitler und seinen Mordgesellen ist um eine halbe Stunde vorverlegt, weil der Führer seinen italienischen Verbündeten Mussolini empfangen will. Das war nicht vorgesehen, und darum hat der Attentäter Stauffenberg kaum Zeit, den auf zehn Minuten programmierten Zünder scharf zu machen. Der enthält aber nicht genug Sprengstoff, um den Diktator zu beseitigen.

Doch Stauffenberg glaubt anhand der gesehenen Explosion sein Unterfangen sei gelungen und lässt die Operation Walküre anlaufen - eigentlich ein militärischer Notfallplan Hitlers zur Bekämpfung eines Aufstands, der aber von den Verschwörern für ihren Umsturzplan genutzt werden soll.

Bryan Singers «Valkyrie» interessiert sich vor allem dafür, wie knapp die Attentäter am 20. Juli 1944 scheiterten. Detailgetreu und an Originalschauplätzen gedreht, erzählt er, was an welchem Punkt schief gelaufen ist und wie die militärische Logistik und die Mentalität der Verschwörer das Unternehmen erst voranbrachten und es dann torpedierten.

Singers Attentatsdrama ist ein ungemein effizienter Thriller über einen missglückten Coup. Wer nicht mit den Details des gescheiterten Attentats vertraut ist, für den erzählt der Film eine beinah unglaubliche Geschichte. Nach drei deutschen Versuchen von 1955 bis 2004 und einer zurzeit am Fernsehen gezeigten Serie, ist es der bisher spannendste und komplexeste Spielfilm über den 20. Juli 1944.

Regisseur Singer weiss, wie man intelligentes Mainstreamkino inszeniert; das hat er schon mit seinem Filmdebüt «The Usual Suspects» bewiesen. Mit seinem Film über das Stauffenberg-Attentat wollte er auch keinen Beitrag zur deutschen Vergangenheitsbewältigung leisten, sondern einen grundsoliden Thriller für das Kino drehen.

Das ist ihm im Gegensatz zum «Untergang»-Schinken mit dem Bruno-Ganz-Hitler bestens gelungen. Mit einem exzellenten Ensemble von britischen Theater- und Kinogrössen wie Bill Nighy, Kenneth Branagh, Tom Wilinson, Terence Stamp. Sie bringen mit wenigen Blicken und Gesten eine Figur mit all ihren Zweifeln und Abgründen zum Leben. Nicht vergessen Tom Cruise, der spielt ja den Aktentaschenbomber Stauffenberg - und fällt dank seiner Augenklappe nie unangenehm auf.

Von Ottokar Schnepf


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