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Artikel vom 10.12.2008

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Basel - Allgemeines

Bauchweh unterm Panzer

Der Basler Zolli verschweigt nicht, was verklärter «Tierschutz» nicht wahrhaben will: Auch «putzig-herzige» Tierlein sterben oder werden krank - wie alle anderen Lebenwesen auch

Von Redaktion



Es gibt dicke Menschen, die wegen ihrer enormen Fettschicht nicht operiert werden können. Da ergeht es dem Panzernashorn besser, denn sein Panzer ist nicht «Fett» sondern Haut. Foto: Zoo Basel © 2008


Vorbeugen ist besser als Heilen, das gilt auch für den Zootierarzt, der sich im Zolli vor allem mit der Prophylaxe von Krankheiten beschäftigt. Was aber, wenn ein Tier im Zolli doch einmal krank wird?

Untersuchungen bei Wildtieren sind schwierig, und um herauszufinden, warum der Löwe Gleichgewichtsstörungen, der Gorilla Bauchschmerzen oder ob die Giraffe Halsweh hat, braucht es einiges an Erfahrung. Damit kranken Tieren in Zukunft noch schneller geholfen werden kann, dokumentiert der Zootierarzt jeden einzelnen Fall und jedes gestorbene Tier wird pathologisch untersucht.

Die Vorsorge beginnt bereits bei der Planung von neuen Anlagen und beim Zusammenstellen passender Tiergruppen. Der Zootierarzt sorgt für eine gesunde Ernährung und setzt Neuankömmlinge in Quarantäne. Er koordiniert Impf- und Parasitenbekämpfungsprogramme sowie Pflegemassnahmen an Hufen, Klauen, Zähnen und Federn.

Ein Zootier wird krank – der Zootierarzt ist gefordert

Was aber, wenn ein Zootier trotzdem krank wird? Viele Wildtiere verbergen Krankheitszeichen solange es geht, damit sie Beutegreifern nicht auffallen oder ihren Rang in der Gruppe nicht verlieren. Die Tierpflegerinnen und Tierpfleger beobachten die Tiere deshalb täglich und melden bereits diskrete Zeichen, beispielsweise wenn sich ein Tier von der Herde absondert oder ein struppiges Fell hat.

Ist ein krankes Tier erkannt, steht der Zootierarzt vor einer wichtigen Entscheidung: Ist es schwer verletzt oder aussichtslos krank, wird er es unverzüglich einschläfern müssen. Bei den meisten Erkrankungen muss zunächst der Verlauf beobachtet werden, denn viele Zootiere sind stressanfällig oder gefährlich und können nicht so einfach untersucht werden.

In solchen Fällen ist eine Verdachtsdiagnose Grundlage für einen Behandlungsversuch. Für eine gründliche Untersuchung ist eine Vollnarkose unter erschwerten Bedingungen nötig. Hat man sich einmal dazu entschlossen, wird die Narkose dazu genutzt, so viele Informationen wie möglich zu sammeln: Es wird gewogen, vermessen und gründlich von Kopf bis Fuss untersucht, es werden Blut- und andere Proben entnommen, und das Tier wird mittels Beringen oder Mikrochip eindeutig identifiziert.

Gleichzeitig werden Routinebehandlungen, wie Klauenpflege und Entwurmen durchgeführt. Zur Diagnose sind bildgebende Verfahren, wie Röntgen und Ultraschall besonders geeignet; die Resultate liegen sofort vor und eine Behandlung kann in derselben Narkose eingeleitet werden.

Löwe und Gorilla - zwei schwierige Zoo-Patienten



Der Junglöwe torkelte wie beschwipst, denn er hatte eine Schädeldeformation, die ihm aufs Gehirn drückte.


Routine kennt der Zootierarzt praktisch nicht, jeder Krankheitsfall ist eine neue Herausforderung. Beispielsweise zeigte diesen Frühling eine einjährige Löwin Gleichgewichtsstörungen. Die umfangreichen medizinischen Abklärungen ergaben eine Entwicklungsstörung im Bereich des Kleinhirns. Dieses wurde durch einen abnormal verdickten Schädeldachknochen komprimiert. Das Tier musste eingeschläfert werden und wurde pathologisch untersucht. Die festgestellte Knochenstoffwechselstörung tritt bei Junglöwen auf, welche im Wachstum vermutlich zu wenig Vitamin A aufnehmen. Die Fütterung der Löwen wurde deshalb überprüft und angepasst.

Ein anderer anspruchsvoller Patient ist ein heute 6-jähriges Gorillamännchen. Es zeigte vor einem Jahr Anzeichen von Unwohlsein und starken Bauchschmerzen. Die Untersuchung ergab eine Leberinfektion mit dem gefährlichen Fuchsbandwurm. Der Gorilla hat sich vermutlich durch mit Fuchskot kontaminiertes Futter angesteckt. Die Erkrankung kann nicht geheilt, aber mittels einer Chemotherapie beherrscht werden. Der Gorilla lebt bis heute beschwerdefrei in der Gruppe. Um die Gefahr weiterer Infektionen bei den Menschenaffen zu minimieren, wurde ein Massnahmenpaket ergriffen.

Ein Fall für die Wissenschaft

Alle Krankheitsfälle im Zoo werden sorgfältig in einer elektronischen Datenbank dokumentiert, und jedes Tier erhält eine Krankengeschichte. Im Zoo Basel wird zudem jedes gestorbene oder eingeschläferte Zootier, vom Fisch bis zum Elefant, pathologisch untersucht.

Seit vielen Jahren führen Spezialisten des Zentrums für Fisch- und Wildtiermedizin (Vetsuisse) an der Universität Bern diese Untersuchungen durch. Die Resultate lassen Rückschlüsse auf den Bestand zu und erlauben dem Zootierarzt wiederum, Massnahmen zur Krankheitsvorsorge zu ergreifen.

Im Sinne eines nachhaltigen Umganges mit den wertvollen Ressourcen eines Zoos mit seinen seltenen Tierarten sind diese Untersuchungen auch eine wichtige Quelle für Wissenschaft und Forschung: Fast täglich erreichen Anfragen von Instituten und Museen den Zolli, und die Erkenntnisse werden an wissenschaftlichen Kongressen und Tagungen sowie in Fachzeitschriften publiziert. Jeder dokumentierte Fall birgt die Chance, Erkrankungen noch früher zu erkennen und wirksamer zu behandeln.

Neue Eintrittspreise ab 1. Januar 2009

Der Zolli erhöht die Eintrittspreise ab 1. Januar 2009. Alle Erwachsenenkategorien kosten 2 CHF und alle Kinderkategorien 1 CHF mehr. Die Vergünstigungen an Montagen (ausser Feiertagen) werden beibehalten. Die Preise für die Abonnemente bleiben unverändert.
Ebenfalls ab 1. Januar 2009 erhält der Zolli ein elektronisches Kassensystem.

Eintrittspreise Montag (ausser Feiertage) in CHF

Erwachsene (25 - 62 Jahre): 13.--
Jugendliche (16 - 25 Jahre): 9.--
Kinder (6 - 16 Jahre): 5.--
Senioren / IV (62 Jahre und älter): 12.--
Familien (2 Erw. + eigene Kinder bis 20 Jahre): 29.--

Eintrittspreise Dienstag bis Sonntag

Erwachsene (25 - 62 Jahre): 18.--
Jugendliche (16 - 25 Jahre): 12.--
Kinder (6 - 16 Jahre): 7.--
Senioren / IV (62 Jahre und älter): 16.--
Familien (2 Erw. + eigene Kinder bis 20 Jahre): 39.--

Von Redaktion


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