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Artikel vom 30.03.2008

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Ottokars Cinétips

Kleines internes Jubiläum

«So ist das Leben!»

Mit diesem Beitrag unseres Filmjournalisten Ottokar Schnepf publiziert webjournal.ch den 1000. (eintausendsten) unikaten Artikel seit dem Onlinestart am 8. Dezember 2003

Von Ottokar Schnepf



Fünfzig verwirrende Szenen ergeben ein Kinoerlebnis der besonderen Art: Die Dicke unter der Tür ist nicht etwa die lärmgeplagte Nachbarin, sondern die nicht minder saure Ehehälfte des Susaphonisten.


Zwischen schwarzhumoriger Komödie und existentiellem Drama erzählt «You The Living» des Schweden Roy Andersson von den täglichen Absurditäten des menschlichen Lebens: Was für ein grossartiger Film, notabene ein Meisterwerk!

Der Schwede Roy Andersson hat schon mit «Songs from the Second Floor» ein äusserst verwirrendes aber unheimlich groteskes Kinostück geliefert, das er jetzt mit seinem neuen Oeuvre «You The Living» noch übertrifft.

Aus einzelnen, meist ruhigen und latent unheimlichen Bildern, bei denen es aber gar nicht darum geht, dass sich daraus eine Erzählung formt, entwickelt Andersson seinen Film.

Es sind Vignetten eines seltsamen Alltags, zusammengehalten von musikalischen Motiven (eine Blaskapelle, ein Rockgitarrist, ein Lied). Beispiel: Ein Mann wird zum Tode auf dem elektrischen Stuhl verurteilt, weil er bei einem Familienessen das Kunststück mit dem Tischtuch, das unter dem Festessen weggezogen wird, vermasselt hat: «So ist das Leben eben.»

Auf lakonische Weise gelingt es Roy Andersson, diesen Satz glaubwürdig zu machen. Dass es in seiner Stadt ein Tram gibt, das nach Lethe fährt (also an den Ort «Vergessen»), ist ein passender Hinweis. Gerade deswegen macht «You The Living» aus jedem Moment das Beste - meistens etwas Tragikomisches.

Es gibt zahlreiche Figuren, manche sprechen direkt in Augenhöhe in die Kamera, alle sind von einer gewissen Traurigkeit geprägt. Visuell grossartig in Szene gesetzt sind diese täglichen Absurditäten in 50 Kameraeinstellungen vorwiegend in Totalen und Halbtotalen.

Unter Verzicht auf modische Kameraspiele wird der Film in einem eigenwilligen Stil ganz auf das Bild reduziert, wobei ein erstaunliches Höchstmass an Intensität zwischen Traum und Realität erreicht wird.

Was für ein grossartiger Film, notabene ein Meisterwerk!

Von Ottokar Schnepf


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