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Artikel vom 01.04.2004

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April, April…

Eine heitere Lektüre zum 1.

Gelungene Scherze in den Medien

Nicht alle «Zitierten» fanden ihre erfundene (!) Rolle als «empörte Informanten» in den «recherchierten» Aprilscherz-Satiren lustig

Von Jürg-Peter Lienhard



Die Auflösung: Das Bild zum Artikel «Die Münster-Sonnenuhr hat ausgedient» vom 31. März 2004 war gezinkt. Es gibt keinen «Vorhang» - hingegen ist der Lift echt. Er wird von den Steinmetzen der Münsterbauhütte für die zurzeit erfolgte Restaurierung des Martinsturmes benötigt. Was für eine Gelegenheit für Aprilscherzkekse… Foto J.-P. Lienhard, Basel © 2004

BASEL. red.- Der Himmel lachte, und keine Träne trübte das Zwitschern und Fiepsen an diesem sonnigen, herrlichen Frühlingstag, dem ersten April 2004. Und so manchen mag es deshalb erwischt haben - bei den hinterlistigen Scherzen in den Medien.

So streuen auch wir Asche auf unser gelocktes Haupt - denn wer würde es wagen, frevlerische Hand ans Münster mit einer profanen Swatch-Digitaluhr zu legen? Unser Bericht dazu ist erfunden und erlogen, pardon, ist gut ausgedacht worden, um Sie, geneigter Leser, bildhübsche Leserin, zu erfreuen. Kein Hayek hat so was gesagt, was im Bericht «Die Münster-Sonnenuhr hat ausgedient» steht.

Frau Unschuld Zanolari

Auch Frau Zanolari war es nicht, die das Verdikt «typischer Sauglattismus» über ihre Zunge perlen liess. Und hoffentlich wäre Frau Schneider in ihrer Eigenschaft als Vorsteherin des Baudepartmentes höchstpersönlich aufs Gerüst geklettert, um eines Rosenbergs «Kunstwerk» mit dem Logo der künftigen «BASELWORLD 2004» vom Münsterturm herabzuschmettern. Der Münsterturm als Reklamesäule…

Scherz und Ironie in Gedrucktem oder sonstwie Geschriebenem, so lernten wir es bei «Unggle Fritz» (Fritz Matzinger sel., gestrenger Dienstchef bei der «National-Zeitung» sel.), sei höchst gefährlich, weil man das Augenzwinkern oder das Klappern mit den Augendeckeln nicht abdrucken kann. Der Hinweis: «Achtung Scherz, Vorsicht Ironie und Obacht Tiefere Bedeutung» geht im Theater noch an, aber wenn man jemanden in der gedruckten (online-)Zeitung aufs Glatteis führen will, brauchts Handfestes, damit es nicht nur die «Gmerkigen» merken: Dass die Sonnenuhr auf der Südseite des Martinsturms «seit der Einführung des gregorianischen Kalenders 1582 (trifft aber zu) nur noch jedes Schaltjahr beschienen» werden soll, war dieser «Wink mit dem Zaunpfahl»!

Erster Aprilscherz in der BaZ seit 1992

Dem webjournal.ch als online-Zeitung steht es dank Internet zu, Informationen zu verbreiten, bevor sie anderntags in der Zeitung erscheinen. So zählen wir mit dem beruflichen Verständnis der Kollegen vom «Baslerstab» und der «Basler Zeitung» (BaZ) und plaudern schon heute (1. April 2004) deren Aprilscherz aus: Die BaZ hat damit eine lange «Tradition des Ignorierens des 1.-April-Scherzes» durchbrochen, wie der Urheber des diesjährigen BaZ-Aprilscherzes, Christian Platz, dem webjournal.ch gegenüber erklärte: «Papa», damit meinte er den früheren Chefredaktor der BaZ, «hat 1992 ein generelles Verbot von 1.-April-Scherzen in der BaZ erlassen, nachdem fast jedes Ressort unabgesprochen seinen eigenen Aprilscherz veröffentlichte.» Nun ist heute dazu zu sagen, dass dies ein fataler strategischer Chef-Fehler war, denn seit 1992 ist in der BaZ nie mehr etwas brillant Humoriges erschienen. Oder nicht, oder doch, oder wie?



Welch Sakrileg: Der erste Aprilscherz in der BaZ seit 1992 mit gezinktem Guru-Foto und arabischem Text über Gesichtschirurgie…

Diese öde Strecke in der Basler Pressegeschichte hat nun der Filio des besagten ex-Chefs mit einer hinterlistigen Meldung auf Seite 3 unter den «Tagesthemen» der BaZ durchbrochen: «Fluch des Tutanchamun: Wissenschaftler warnt». Schon im Titel narrt er die Besserwisser: «Wissenschaftler» (mit «l») gibt es laut Hausduden der BaZ nicht; hierzulande heisst es «Wissenschafter» - denn das «ler» ist den SVPlern oder SPlern vorbehalten…

So ist auch diese Horror-Meldung erfunden und gut gedichtet: Wahr sind lediglich die mysteriösen Todesfälle, die, wenn wir uns nicht irren, sehr präzise aus «Götter, Gräber und Gelehrte» von C.W. Ceram abgekupfert worden sind. «Wahr» ist lediglich der Mann mit dem Symbolstab - aber dessen abgebildetes Konterfei ist nicht der «berühmte Professor Nasredin A.C. Gupta» aus Kairo, sondern der Figurant für Touristenführungen am Tempel der Hathor in Luxor. Gezinkt ist auch der arabische Text, der neben dem «Guru»-Bild abgedruckt ist. Die Schrift ist zwar arabisch; es handelt sich aber mitnichten um eine «Beschwörungsformel» gegen den «Fluch des Tutanchamuns», sondern ist ein echter (!) wissenschaftlicher Text eines Gesichtschirurgen…

Ein Leserbrief-Thema verulkt

Nicht ganz so deutlich war der «Zaunpfahl» des «Unggle Fritz» im Aprilscherz des «Baslerstab», weshalb sich denn auch die Sozialdemokratische Partei Basel-Stadt (SP) mit einer geharnischten Mail an die Medien wandte. Der Leitartikel auf der Frontpage des Gratis-Anzeigers griff ein Thema auf, das allenthalben eben immer wieder gerne für zornige Leserbriefe sorgt: Nämlich die MacDonald- und andere Schnellfrass-Abfälle. So titelte Autor Markus Sutter: «Nach positiven Erfahrungen in Bus und Tram - Essverbot bald auf Allmend-Boden?» und garnierte diesen Scherzartikel auch mit einem Kurz-Interview mit dem «CEO» von MacDonalds Schweiz, in dem der Prügelknabe der Gourmets mit der Suggestivfrage konfrontiert wird: «Würde MacDonalds im Extremfall Basel den Rücken kehren?»

Statt diesem Martin Knoll, wie der Big-Mac der Schweiz offenbar heisst, nun das von allen anständigen Tafelfreunden erwartete «Jawohl!», unterlegt ihm der «Baslerstab»-Redaktor sowas Schwammiges wie «…ich baue immer noch auf Vernunft…». Dabei hätte der Journalist es in der Tastatur gehabt, dem eine gepfefferte Kalorienbombe nachzuwerfen. Aber lassen wir das, schliesslich sind wir für künstlerische oder Pressefreiheit oder für beides.



Hatte SP-Protest zur Folge: Aprilscherz des «Baslerstab»


Ach ja, fast hätten wirs vergessen: die Mail der SP Basel-Stadt. Den Untertitel des «Baslerstab»-Artikels konnte die SP natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Da stand: «Erstmals wird ein von der Basler SVP initiierter Vorstoss auch von SP-Kreisen unterstützt.» Das wirkte. Wirkte wie ein rotes Tuch, obwohl die SVP rot aus Tradition nicht auf ihrer Fahne führt. Wenn der rote Stier schnaubt, kennt er keinen Humor - dazu sind die Zeiten trotz Frühlingssonne zu düster!

Zitat SP-Mail: «Zum Aprilscherz "Ess- und Trinkverbot auf der Allmend": Die SP bedankt sich beim Baslerstab für den Aprilscherz auf der Titelseite. Natürlich ist weder die SP als Partei noch ihre Regierungsrätin für ein Ess- und Trinkverbot auf der Allmend. Dieser Gedanke ist so absurd, dass uns das Lachen schon fast wieder vergeht. Wir geniessen die Pic-Nics und Aperos in Pärken oder am Rheinufer.»

Natürlich gehts in diesem Sinne weiter, aber wenn die SP darauf spekulierte, dass wir hier den ganzen trockenen Wortlaut ihrer Werbe-Mail veröffentlichen, dann sind wir auf diesen plumpen Aprilscherz nicht hereingefallen…

Schindhelms Strafaufgabe - ein Aprilscherz?

Ob diese Meldung auch ein Aprilscherz ist, konnten wir bislang nicht hieb- und stichfest recherchieren: Michael Schindhelm soll seine heutige Mittagspause dazu benützt haben, 250 Mal die Strafzeile zu schreiben: «Ich beschäftige Mitarbeiter und nicht Haus-Sklaven.»

Von Jürg-Peter Lienhard


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