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Artikel vom 26.10.2009

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Basel - Allgemeines

Mit Festprogramm im Format PDF

Das Ende der Nordtangente naht

Mit einem kleinen Strassenfest am Wochenende vom 30./31. Oktober 2009 am Bahnhof St. Johann wird eine der letzten Baustellen der Nordtangente beendet und damit der neue Vogesenplatz offiziell eingeweiht

Von Jürg-Peter Lienhard



Vogesenplatz mit Tramhaltestelle und Coop-Center: Rundum gelungende Architektur. Foto: J.-P. Lienhard, Basel © 2009


Die Pressekonferenz, die der Medienverantwortliche des Tiefbauamtes, André Frauchiger, einberief, fand zwar auf dem neuen Vogesenplatz statt, doch nicht in der Kälte, sondern originellerweise in der geheizten «Dante Schuggi» bei Kaffee und Ohnekuchen. Der zu einem Restaurant-Tram umgebaute sagenhafte Motorwagen der alten Elferlinie bot einen optischen Gegensatz zu der modern gestalteten neuen Tramhaltestelle Vogesenplatz mit seinen (noch abgestellten) Fontänen. Doch was unter den Tramgeleisen, unter dem Platz und fürs Auge nicht mehr zu erkennen, verborgen ist, das ging ins beinahe unermessliche Geld, dauerte Jahrzehnte und gehört zu den teuersten Verkehrsbauten der Welt: die Basler Nordtangente.

Diese Autboahnverbindung zwischen den schweizerischen und den französischen Autobahnen, die über weite Strecken unterirdisch durch ehemals verkehrsmässig überlastete Quartiere und über den Rhein führt, steht bald vor der kompletten Fertigstellung. Noch sind einige Baustellen in Arbeit; Kosmetik würde man dem sagen, aber das Volta- und Hüninger-Quartier ist bereits grossenteils vom jahrzehntelangen Lärm von Baumaschinen und Blechlawinen sowie Brummiverkehr befreit.

Die Erhöhung der Wohnqualität im Voltaquartier durch die «Verlochung» des Verkehrs war lange im Voraus vorhersehbar, so dass eine rege Wohnbautätigkeit begann. Dabei wurden grosse Teile des Quartiers mit seinen alten Arbeiter-Wohnbauten abgerissen und an ihrer Statt mehrere grosszügige Wohnblocks errichtet. Augefälligst sichtbar am neu entstandenen Vogesenplatz, wo nun die Tramlinie 1 bis zum Bahnhof Sankt Johann weitergezogen wurde. An der Pressekonferenz erfuhr man dabei, dass die Einserlinie in ihrer Frühzeit 1913 schon einmal bis zum Sank-Johann-Bahnhof fuhr.



Pressekonferenz in der «Dante Schuggi» (von links): Urs Weber von den BVB und dem Tramclub Basel, Mario Ress, Präsident des Neutralen Quartiervereins Sankt Johann, Mitorganisator des Festes, André Frauchiger, Medienverantwortlicher des Tierfbauamtes im Baudepartement Basel-Stadt und Kantonsingenieur Roger Reinauer, Leiter des Tiefbauamtes. Foto: J.-P. Lienhard, Basel © 2009


Der Vogesenplatz ist jedenfalls eine architektonische Augenweide - modern, natürlich aus Beton, aber gleichwohl beeindruckend gestaltet. Es fällt zumal das Gebäude mit dem Coop-Center und seinem Restaurant sowie dem Kantonalbank-Dienstleistungs-Corner und einer Apotheke auf. Allerdings erst auf den zweiten Blick, so geschickt ist der grosse Laden in das Gebäude integriert worden. Mit der Coop gewinnt die Überbauung, die bis zum Voltaplatz reicht, ein attraktives Zentrum. Und wohl erst recht mit dem Coop-Restaurant im ersten Stock, das behaglich und ohne kitschigen Schnickschnack wie ein Wiener Kaffeehaus eingerichtet ist.

Leider schafften es die SBB nicht, das Bahnhofsgebäude im selben Takt wie das Tiefbauamt «tickt», zusammen mit den umliegenden Bauten fertigzustellen. So wird der Bahnhof auch beim abschliessenden Vogesenplatzfest immer noch mit seinem hässlichen Baugerüstet bekleidet bleiben und die Woche durch als unbemannte Baustelle ein unfaires schiefes Licht auf das Basler Baudepartement werfen…

Um nochmals auf das «Unsichtbare» des Platzes zurückzukommen, verweisen wir auf die Statements von Kantonsingenieur Roger Reinauer, die er an der Pressekonferenz abgab und mit untenstehendem Link im Format PDF heruntergeladen werden können. Reinauer erinnerte an die wichtigsten Stationen in der über 15 Jahre dauernden beinahe unendlichen Geschichte der Nordtangente, die rund 1,5 Milliarden Franken kostete.

Er kam auch auf die bedauernswerte Leidensgeschichte der Anwohner zu sprechen und bezeichnetes es als Glück, dass sich in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts schliesslich doch die Erkenntnis durchgereift hatte, den enorm anwachsenden Transitverkehr unter die Erde zu verlegen.

Schliesslich aber erwähnte er auch die enormen technischen Schwierigkeiten und deren Bewältigung beim Bau der Nordtangente, denn es gab ja keine Erfahrungswerte, sondern die Ingenieure und Baufachleute mussten gewissermassen «am Bau» lernen und die daraus gewonnenen Erkenntnisse praktisch umsetzen. Dies sei zu aller Zufriedenheit und zum besten Abschluss des grössten Bauwerkes in der Geschichte der Stadt gelungen.

Das Fest vom 30./31. Oktober 2009

Der komplette Abschluss aller mit der Nordtangente zusammenhängenden Baustellen wird es zwar nie geben, doch die letzten grösseren Arbeiten werden nun in immer rascheren Abständen wie Salimischeibchenschneiden beendet. Um da nicht in eine Festivitäten-Inflation zu geraten, werden die verbleibenden Baustellen vorerst nur mit «reduziertem Festaufwand» eingeweiht. Das detaillierte Programm können Sie mit untenstehendem Link im Format PDF herunterladen.

Bereits ab Freitag, 30. Oktober, von 18 bis 1 Uhr, und am Samstag, 31. Oktober, von 9 bis 1 Uhr, führt der Neutrale Qaurtierverein St. Johann in der Gasstrasse ein Quartierfest mit Beizen und Marktständen, Karussell, Kinderkarussell und Schiessbude durch.

Am Samstag, 31. Oktober, wird in der Zeit von 9 bis 18 Uhr das Gebiet von der Voltamatte bis zum Bahnhof St. Johann einweiht. Der offizielle Festakt ist um 9.30 Uhr im Güterschuppen des Bahnhofs St. Johann. Auf dem Vogesenplatz gibts den ganzen Tag über Unterhaltung und gratis Wienerli. Die Coop Lehrlingsbäckerei zeigt ihr Können und informiert, dass es bei der Coop-Bäckerei immer noch offene Lehrstellen hat. Es gibt Musik von Jazz und Brass; der Tramclub hat einen Stand und fährt Sonderfahrten, weil die Tramlinie 1 zufälligerweise 75 Jahre alt wird; der Verein Stellwerk betreibt eine Disco und und und (siehe PDF).



Der noch «trockene» Vogesenplatz mit Blick auf den eingerüsteten Bahnhof St.-Johann und rechts davon anschliessend die historische Lagerhalle, die am Fest als Festhalle genutzt und vielleicht später als Quartierhalle renoviert werden wird. Auf jeden Fall bieten die Bahnhofsgebäude aus dem 19. Jahrhundert einen reizenden Kontrapunkt zur Gegenwarts-Architektur der Tramhaltestelle und den Neubauten am Vogesenplatz. Foto: J.-P. Lienhard, Basel © 2009




Und hier sprudelt schon mal der Vogesen-«Geisir» - versuchshalber. Der «Jet d'eau de Sanit Jean» soll am Fest jedoch permanent und im Sommer sowieso täglich sprühen. Foto nowcomminications z.V.g.


Mit der Saint-Louis-Strasse und dem Vogesenplatz haben die Redaktoren der Nomenklatur der Basler Quartierstrassen sich an die praktische Tradition der Strassen- und Plätze-Benamsung nach der Nachbarschaft der Stadt erinnert. Wenn man sich in der Stadt Basel orientieren will, ist das ungeheuer praktisch. Die Voraussetzung ist allerdings, dass man sich in der heimatlichen Geografie auskennt, und nicht nur in jener von Bangkok oder der Malediven…

Der Nomenklator stammt allerdings aus dem 19. Jahrhundert, als das Elsass deutsch besetzt war. Das erklärt, warum gewisse Strassennamen elsässischer Ortschaften nur von Kennern der elsässischen Geschichte mühelos «entziffert» werden können: Folkenspergerstrasse hat den Namen von Folgensbourg; die Pfeffelstrasse vom blinden Dichter Gottlieb Pfeffel aus Colmar und ehedem Mitglied der Helvetischen Gesellschaft und des Bieler Grossen Rates. Der Nomenklator hätte den Vogesenplatz auch «Blaudunstigen-Platz» nennen können, denn so nennt man die Vogesen auch, weil sie stets in Dunst liegen, der sie blau erscheinen läst. Was man übrigens gut vom Bernoulli-Silo aus im Rheinhafen beobachten kann (es fährt ein Lift hinauf). Und in Strassburg gibts die Edelmeile «rue de la Nuée-Bleue», was auf Deutsch nichts anderes als Blaudunstige-Strasse heisst…

Von Jürg-Peter Lienhard

Für weitere Informationen klicken Sie hier:

• Der Fest-Flyer im Format PDF

• Die Festaktivitäten im Detail im Format PDF

• Wo ist was? Die Festpläne im Format PDF

• Präsentationen der Architekten/Vermieter


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