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Artikel vom 20.04.2004

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Seveso

Ein katastrophaler «Zwischenfall»

Der Hauptangeklagte in der Dioxin-Katastrophe gibt einen «Tatsachenroman» heraus - eine Geschichte über Wahrheit, Lüge und Verantwortung

Von Jürg-Peter Lienhard



«Zwischenfall in Seveso» - ein Tatsachenroman nach 28 Jahren geschrieben vom «Sündenbock», dem technischen Direktor der Roche-Tochter Icmesa/Givaudan, Jörg Sambeth. Foto: Unionsverlag, Zürich © 2004

ZÜRICH.- 1976 führt eine Explosion in der Chemiefabrik Icmesa im norditalienischen Seveso zur schlimmsten Giftkatastrophe Europas. Die Icmesa, eine Tochter der Givaudan Genf, gehört zum Basler Chemie- und Pharmakonzern Hoffmann La Roche.

Tagelang beschwichtigen die Verantwortlichen. Dann geben sie bekannt, dass neben Trichlorphenol auch das hochgiftige Dioxin ausgetreten ist. Erst zwei Wochen nach dem Unfall ist das Ausmass der Katastrophe so weit geklärt, dass die Bevölkerung evakuiert wird. 3'300 Kleintiere verenden, 447 Menschen, vor allem Kinder, leiden an akuten Hautverätzungen. Da vermutet wird, dass Dioxin Embrionen schädigt, brechen viele Frauen ihre Schwangerschaft ab.

28 Jahre auf der Suche nach Wahrheit

28 Jahre nach dieser beispiellosen Affäre einer verantwortungslosen Konzernleitung, hat der damalige technische Direktor Jörg Sambeth diese und seine Geschichte in einem Buch verfasst, das soeben im Zürcher Unionsverlag unter dem Titel «Zwischenfall in Seveso» erschienen ist. Das Buch ist eine Geschichte über Wahrheit, Lüge und Verantwortung.



Autor von «Zwischenfall in Seveso»: Jörg Sambeth. Foto: Unionsverlag, Zürich © 2004

Der Chemiker Sambeth wurde nach dem Unfall von der italienischen Justiz der vorsätzlichen Unterlassung von Sicherheitsmassnahmen angeklagt und 1983 in Monza als einer der Hauptverantwortlichen zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Sambeth erkannte, dass niemand an der Wahrheit interessiert war.

Ein Schicksalsschlag von lebenslanger Tragweite

In seinem Buch rekonstruiert Sambeth den tragischen Unfall, dessen unglaubliche Vorgeschichte und dessen sogenannte Bewältigung. Schon vor seiner Verurteilung hat er begonnen, nach den wahren Hintergründen zu forschen – eine Aufgabe, die ihn nicht mehr losliess. Die Katastrophe warf ihn ihn zunächst aus der Bahn und löst tiefe Schuldgefühle aus. Er setzte alles daran, im Gestrüpp von Lügen, Spekulationen und Fakten die wahren Hintergründe und Fakten zu ermitteln, die er jetzt in seinem wohl immer noch Aufsehen erregenden Buch veröffentlicht.

Das webjournal.ch engagiert sich momentan, dass Jörg Sambeth sein Buch an der BuchBasel vorstellen kann. Aufgrund der Aktualität können wir unseren Lesern aber Konkretes erst in den nächsten Tagen mitteilen - wir bitten um Verständnis.

Von Jürg-Peter Lienhard


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